26. November 2021

Waldgebiet des Jahres 2022

Erdmannwälder werden ausgezeichnet

Ein vielfältiges Mehrgenerationenhaus mit exotischen Einsprengseln – so könnte man das vom Bund Deutscher Forstleute ausgewählte Waldgebiet des Jahres 2022 charakterisieren. „Wir haben uns für die sogenannten Erdmannwälder im niedersächsischen Forstamt Nienburg südlich von Bremen entschieden“, erläutert Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Seit 130 Jahren haben hier vier Generationen von Forstleuten - beginnend mit Oberförster Erdmann - Wälder aufgebaut, die durch kahlschlagfreie Mischwaldstrukturen, Baumartenvielfalt, Altersdurchmischung sowie Bodenpfleglichkeit und natürliche Baumverjüngung beispielgebend für moderne Waldbauprogramme waren und sind“, begründet Dohle die Wahl.

 

Mitentscheidend war für den BDF, dass die naturnah bewirtschafteten Erdmannwälder die Klimaschäden der letzten vier Jahre in Form von Stürmen, Dürre und Käferbefall nahezu unbeschadet überstanden haben. „Diese seit 130 Jahren intensiv von Forstleuten gestalteten Wälder geben uns wichtige Hinweise, wie klimaresiliente Wälder in Zukunft aussehen können“, so der Vorsitzende Dohle. Für die Forstgewerkschaft ist dabei wichtig, dass Forstleute die Wälder so gestalten, dass sie ästhetisch im Sinne der Walderholung sind und eine kontinuierliche Nutzung bei weitgehender Integration von Naturschutzaspekten ermöglichen. „Dazu kommt der Glücksfall, dass das dortige Waldpädagogikzentrum Schülerinnen und Schülern ermöglicht, diese Waldform zu erkunden“, so Dohle weiter. Für die Öffentlichkeit sind die auseinanderliegenden Erdmannwälder seit Mai 2021 mit einem 78 Kilometer langen Radweg erlebbar. Dabei und auch bei anderen Projekten arbeitet das Team aus dem das Forstamt Nienburg eng mit anderen Institutionen und Akteuren aus der Region zusammen. „Akzeptanz und Vertrauen in der Region durch Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen, ist für uns ein weiteres Kriterium bei der Vergabe des zehnten Waldgebietes des Jahres“, unterstreicht Ulrich Dohle.

Deutschlands Wälder leiden unter den Folgen des immer deutlicher werdenden Klimawandels. Seit vier Jahren haben extreme Niederschläge, Stürme, Dürre, Massenvermehrungen von Insekten und Waldbrände weithin sichtbare Spuren in den Wäldern hinterlassen, die rund ein Drittel Deutschlands bedecken. Forstleute und Waldbesitzende sahen binnen kurzem Wälder verschwinden, die sie jahrelang gepflegt und entwickelt hatten. Sie legen seitdem alles daran, die Schäden einzudämmen – und beginnen gleichzeitig mit der Wiederbewaldung. „Der Beweis für die Dringlichkeit des Waldumbaus hin zu stabilen, klimaangepassten Mischbeständen hätte eindrücklicher nicht sein können. Dies anzugehen, bedarf engagierter und gut ausgebildeter Forstleute, die sich ihrer generationenübergreifenden Verantwortung bewusst sind“, erläutert Ulrich Dohle.

Waldgebiete, in denen Forstleute Mischwäldern schon vor langer Zeit angelegt haben, können den Forstleuten bei der heutigen Herkulesaufgabe des Waldumbaus als Orientierung dienen. „Zu diesen Wäldern zählen auch die Erdmannwälder, die durch Vielfalt an Baumarten und Strukturen überzeugen und mehr denn je Vorbild für stabile, vielfältig nutzbare Wälder sind“, begründet Dohle die Kür der Erdmannwälder zum „Waldgebiet des Jahres 2022“.

Henning Schmidtke, Leiter des Forstamtes Nienburg, freut sich über die Auszeichnung für die Erdmannwälder und die dort tätigen Forstleute. „Wir nehmen diese Anerkennung als Ansporn zur Weiterentwicklung der Erdmannwälder und planen ein Mitmach-Projekt Erdmannwald 2030, welches wir in Kürze genauer vorstellen werden.“

Pressemitteilung