12. Februar 2018

Praktikum bei Landesforstbetrieben

Stellungnahme der BDF Hochschulgruppe Freiburg zum Thema Praktikum bei Landesforstbetrieben

Sehr geehrte Damen und Herren

als Jugendvertretung des BDF an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wollen wir uns mit folgendem Thema an Sie wenden:

Die zukünftige Einstellungspraxis der Landesforstverwaltungen und Landesbetriebe ist aufgrund des demographischen Wandels ein fester Bestandteil der aktuellen Diskussion in der Forstbranche. Dies wurde auch während der 68. Forstvereinstagung des Deutschen Forstvereins im Mai letzten Jahres deutlich. Im Rahmen der Gründungssitzung des Jungen Netzwerks Forst sowie dem Runden Tisch des BDF wurden Vorträge zu diesem wichtigen Thema gehalten. Dabei wurde von Personalreferenten verschiedener Landesforstverwaltungen deutlich gemacht, dass der sogenannte „Kampf um die besten Köpfe“ begonnen hat.

In diesen Vorträgen sowie in persönlichen Gesprächen mit Forstbeamten wurde und wird uns Forststudierenden außerdem immer wieder klargemacht, wie wichtig Praktika für uns sind. Gerade wir Universitätsstudierenden brauchen diese Einblicke in die forstliche Praxis, um die uns im überwiegend theoretisch aufgebauten Studium gezeigten wissenschaftlichen Ansätze auf Praxistauglichkeit zu überprüfen und zu hinterfragen. In diesen Gesprächen bekommen wir oftmals den Rat, ein mindestens drei- bis sechsmonatiges Praktikum in einem Forstbetrieb zu machen, so wie es bereits einige Landesforstbetriebe als Einstellungskriterium fordern.

Wir Forststudierende wissen um die Bedeutung dieser Praktika und sind auch motiviert diese Erfahrungen zu sammeln. Leider begegnen uns durch die Praxis der Forstverwaltungen und Betriebe in diesem Punkt immer wieder Probleme, sodass wir die empfohlene Praktikumszeit nicht ohne Weiteres erreichen können.

Da uns dieses Thema schon seit längerem auf dem Herzen liegt und es im Verlauf des letzten Jahres erneut an Aktualität gewonnen hat, möchten wir nun die Gelegenheit nutzen, um unsere Erfahrungen bei der Praktikumssuche und Durchführung darzulegen und auf Missstände in diesem Bereich aufmerksam zu machen.

 

Hintergrund

Das früher verpflichtende mehrmonatige Vorpraktikum vor dem Beginn des Studiums gibt es schon seit einigen Jahren nicht mehr. An der Universität Freiburg müssen die Forststudierenden außerdem kein verpflichtendes Praxissemester durchlaufen, wie es an den (Fach-)Hochschulen der Fall ist.

Die Studierenden in Freiburg müssen lediglich ein achtwöchiges Pflichtpraktikum während des Bachelor- sowie ein siebenwöchiges Pflichtpraktikum während des Masterstudiums absolvieren. Diese Praktika werden in der Regel in der vorlesungsfreien Zeit oder in extra zu beantragenden Urlaubssemestern abgeleistet.

Problem: Praktikumsentschädigung

Einen Praktikumsplatz für ein Pflichtpraktikum zu bekommen, stellt unseren Erfahrungen nach keine Schwierigkeit dar. Die Bedingungen, unter denen diese Praktika ablaufen, bringen jedoch sehr wohl Probleme für uns Studierende mit sich:

So wird üblicherweise ein eigenes Auto vorausgesetzt, die Spritkosten werden nur in manchen Fällen bezuschusst. Angesichts hoher Studienkosten und Angeboten wie Fernbusse und Mitfahrgelegenheiten haben jedoch nur die wenigsten Studierenden ein eigenes Auto. Sofern die Familie hier nicht unterstützen kann, führt dies zu Problemen.

Will man darüber hinaus einen Blick über den Tellerrand wagen und Forstbetriebe kennenlernen, die nicht vor der Haustür liegen, muss man sich eigenständig um eine Wohnung und deren Finanzierung kümmern. Hier können leider nur wenige Betriebe „preiswerte“ Dienstwohnungen zur Verfügung stellen oder Angebote vermitteln.

Des Weiteren soll in vielen Fällen noch auf eigene Rechnung gejagt werden. Besonders wenn das Praktikum in die Winterzeit fällt, kommen mit Munition, Ausrüstung und eventuellen Standgebühren auf den Drückjagden im Staatswald weitere Kosten zusammen.

Im Vergleich zu Studierenden anderer Fachrichtungen müssen Forststudierende also einen enormen finanziellen Aufwand betreiben, um ein Praktikum bei einem Landesforstbetrieb absolvieren zu können.

Die Praktikumsentschädigung, die längst nicht von jedem Landesforstbetrieb gezahlt wird (!), reichen oftmals nicht aus, um die entstehenden Kosten zu decken. Die Studierenden müssen also auf die Unterstützung der Familie hoffen. Ist diese nicht gegeben, werden die Möglichkeiten deutlich eingeschränkt. Dies kann im Sinne der Chancengleichheit nicht der Anspruch der öffentlichen Forstverwaltungen sein. Außerdem entstehen Schwierigkeiten daraus, dass die Praktikumsentschädigungen je nach Landkreis (z.B. Baden-Württemberg) variieren. Dies führt im Zweifelsfall dazu, dass die Praktikumsstellen nach finanziellen und nicht nach fachlichen Aspekten ausgesucht werden.

In diesem Kontext begrüßen wir ausdrücklich die Anhebung der Praktikumsentschädigungen bei den Bayrischen Staatsforsten. Wir appellieren dringend an die anderen Landesforstbetriebe in diesem Punkt schnellstmöglich nachzuziehen.

Problem: Dauer der Praktika

Viele Studierende wollen gerne ein längeres Praktikum absolvieren als die verpflichtenden sieben beziehungsweise acht Wochen. Dies ist jedoch auf Grund verschiedener Einschränkungen nicht immer möglich. Einige Landratsämter/Betriebe schließen ein Praktikum, das länger als das veranschlagte Pflichtpraktikum geht, aus versicherungstechnischen Gründen aus; freiwillige Praktika werden oftmals von vorneherein abgelehnt. Unter diesen Voraussetzungen ist es schwierig, die empfohlene Praktikumsdauer von drei bis sechs Monaten (siehe oben) zu absolvieren.

Appell

Betrachtet man die von uns dargestellte Problematik im Kontext der aktuellen Diskussion um zukünftige Einstellungskorridore und den „Kampf um die besten Köpfe“, so mutet die Praxis der Landesforstbetriebe in dieser Sache ambivalent an: Man will zwar die besten Fachkräfte einstellen, in ihre Ausbildungen kann oder will man jedoch in Sachen Praktika offensichtlich nur im kleinen Stil investieren. Das Bild als attraktiver Arbeitgeber für junge Fachkräfte wird so nicht unbedingt gestärkt!

Uns ist bewusst, dass Praktikanten für den Betriebsablauf immer eine Herausforderung darstellen. Jedoch sollten die Landesforstbetriebe Praktika auch als Chance begreifen, sich den Fachkräften von morgen zu präsentieren. Wer die Strukturen und Abläufe eines Betriebs im Praktikum kennen und schätzen lernt, wird ihn später vielleicht einem anderen Betrieb vorziehen.

Wir hoffen deshalb, dass die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für Praktika künftig verstärkt auf der Agenda der Landesforstbetriebe steht und stehen zum Dialog und zur gemeinsamen Lösungserarbeitung gerne bereit.

Über eine positive Rückäußerung im Sinne unserer vorgebrachten Anliegen würden wir uns freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Für die BDF-Hochschulgruppe Freiburg              

Leonard Kloos                                   Jakob Franz