Mit der ersten Sommerhitze des Jahres zeichnen sich Dürre, Waldbrandrisiko, Hitzeinseln in Städten und trockenfallende Bäche ab. Die jüngsten Starkregenfälle sind dabei nur ein Zwischenspiel.
Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) weist darauf hin, dass verschiedene „Stellschrauben“ notwendig sind, um dem sommerlichen Hitzerisiko und Wassermangel vorzubeugen. „Unter unseren Klimabedingungen sind die Niederschläge im Winter entscheidend für die Bodenfeuchte im Sommer und die Grundwasserbildung“, weiß Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender der Forstleute-Gewerkschaft. „Da unsere Landschaft seit vielen Jahren auf Entwässerung getrimmt wurden, müssen wir eine Aufgabenumkehr bei den zuständigen Wasser- und Bodenverbänden gesetzlich fixieren.“ Gleichzeitig weist die Forstleutevertretung darauf hin, dass die Wälder bei der Wasserrückhaltung eine wichtige Rolle spielen. „Der notwendige Waldumbau zu mehr Laubbäumen erhöht im Winter die Aufnahme von Niederschlägen und verbessert im Sommer die Kühlung der Umgebung durch Verdunstung der Laubblätter“, so Dohle. „Gleichzeitig müssen Forstverwaltungen und Waldbesitzer weiter daran arbeiten, den Wasserabfluss aus den Wäldern zu unterbinden und durch humusfreundliche Waldwirtschaft den Waldboden zu einem Schwamm zu machen, der viel Wasser aufnehmen kann.“
Die Wasseraufnahmefähigkeit von Wäldern und Landschaften zu verbessern, heißt aber auch, bestehende und geplante Versiegelungen von Flächen rückgängig zu machen. Daher unterstützt der BDF-Landesverband in Baden-Württemberg das dortige Bündnis für einen Volksantrag gegen den Flächenverbrauch. „Versiegelte Flächen in Siedlungen und für den Verkehr sind nicht nur für die Wasserrückhaltung verloren. Wie jeder weiß, heizen sie Stadt und Land in solchen Wetterlagen wie derzeit extrem auf“, so Ulrich Dohle. „Wir müssen davon ausgehen, dass neben den gesundheitlichen Risiken, die sich bildenden Hitzeinseln über Städten auch zu einer Wegverlagerung der Niederschläge führt – ein Teufelskreis, wenn man so will.“ Daher ist für die Fachleute im BDF klar, dass sich viele Städte nur durch massive Begrünungs- und Entsiegelungsprogramme aus diesem Teufelskreis für ihre Bewohner retten können.
Auch wegen der hohen Kühlleistung von Wald und Bäumen sollte mehr landwirtschaftliche Fläche aufgeforstet werden. Der BDF begrüßt daher, das im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz die Bundesregierung die Neuanlage von jährlich 10.000 Hektar bis 2030 anstrebt.
Hintergrund
Waldumbau zu mehr Mischwald und mehr Laubbäumen
Volksinitiative gegen den Flächenfraß
Zitat vom Landeswaldverband Baden-Württemberg: „Jeder Hektar Wald, der dem Beton weicht, bedeutet nicht nur einen Verlust an wertvollem Lebensraum, sondern auch eine Schwächung der Ökosystemleistungen, die der Wald für unsere Gesellschaft erbringt“, betont Dietmar Hellmann, Vorsitzender des Landeswaldverbandes Baden-Württemberg. „Es muss uns deshalb oberste Priorität sein, die Wälder zu erhalten, zu mehren und fit für den Klimawandel zu machen. Nur so können die Wälder in Baden-Württemberg ihr aktives und großes Potenzial für den Klimaschutz voll entfalten: mit dem Waldboden als Kohlenstoffspeicher, mit der Kohlenstoffabscheidung im fortlaufenden Holzzuwachs und in Holzprodukten sowie mit der nutzbaren Waldbiomasse, die fossile Rohstoffe ersetzt“, erläutert Hellmann. „Wald zu schützen, heißt den Boden zu schützen. Intakte Waldböden bilden auch für uns Menschen die Lebensgrundlage. Das Potenzial unseres Waldes ist zu kostbar, als dass wir es durch fortschreitenden Flächenverbrauch leichtfertig verspielen dürfen“, so Hellmann.
https://lwv-bw.de/landeswaldverband-gegen-flaechenfrass/
Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, Kabinettsbeschluss vom 29. März 2023
Seite 6: „…Wälder wiederum sind in Deutschland die größte landgebundene Treibhausgas-Senke, sie können Kohlenstoff aus der Atmosphäre dauerhaft einbinden. Auf Grund der durch die Klimakrise zunehmenden Trockenheit und der daraus resultierenden Kalamitäten, sowie durch die häufigeren Extremwetterereignisse wie Sturm und die durch Sekundärschädlinge auftretenden Waldverluste ist deren Senkleistung jedoch bedroht. Deshalb sollen Waldbestände hin zu artenreichen und resilienten und somit stabileren Ökosystemen umgebaut werden. Darüber hinaus sollen von 2023 bis 2030 jährlich 10.000 Hektar Wald neu entstehen.“ https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/ank_2023_kabinett_lang_bf.pdf
Umwelt und Gesundheit
Soeben hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) auf die positiven Wechselwirkungen von mehr Natur und Grün in den Städten hingewiesen. SRU: Sondergutachten Umwelt und Gesundheit konsequent zusammendenken, Juni 2023 https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sondergutachten/2020_2024/2023_06_Umwelt_und_Gesundheit.html
Hier die Pressemitteilung als PDF.