13. August 2021
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Forderungen zur Bundestagswahl

Artenvielfalt im Wald fördern und Bodenschutz stärken

Forstgewerkschaft fordert klare Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie.

 

„Wälder sind naturnahe Horte der biologischen Vielfalt und Rückzugsorte für gefährdete Arten in einer landwirtschaftlich und industriell übernutzten Kulturlandschaft.“ So beginnt das Forderungspapiers des Bund Deutscher Forstleute (BDF) zur Bundestagswahl, in dem er zur Umsetzung der Biodiversitätsziele durch die zukünftige Bundesregierung auffordert. Die dort angestrebten fünf Prozent Wälder ohne Bewirtschaftung sollten forciert erreicht werden, auch unter Einbeziehung bereits brach liegender Privatwaldparzellen. „Mehr als fünf Prozent der Waldfläche sollten allerdings nicht aus der Waldbewirtschaftung herausgenommen werden“, so Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Vielmehr brauchen wir für alle bewirtschafteten Wälder, ob privat oder öffentlich, konkrete Strategien zur Erhöhung der Artenvielfalt mit einem regelmäßigen Erfolgsmonitoring.“ Weiter fordert der BDF gemeinsame Anstrengungen zum Schutz der Waldböden. „Die vorhergehende dreijährige Dürre und nun die diesjährige Flutkatastrophe sollten uns alle daran erinnern, auch die Wasserhaltefähigkeit unserer Wälder durch Verbesserung der Bodenstruktur und Humusbildung zu erhöhen“, beleuchtet der Bundesvorsitzende am aktuellen Beispiel die Bedeutung der Waldböden. Diese seien zudem in ihrer ungeheuren Artenvielfalt intensiver zu erforschen. „Die winzigen unterirdischen Arten und ihre komplexen Lebensgemeinschaften müssen stärker untersucht werden, um unsere Waldökosysteme besser zu verstehen.“

Die künftige Bundesregierung soll nach den Vorstellungen des BDF die Biodiversitätsstrategie für den Wald bis 2030 umsetzen. Wenn dabei das Naturschutzprogramm zum Nationalen Naturerbe um zusätzliche Flächen erweitert wird, sollten diese in Besitz und in Betreuung durch den Bund bleiben. „Wir haben hier langjährig bewährte Lösungen und Kooperationen, die auch auf künftige Flächen angewandt werden sollten“, so Dohle. Für die notwendige naturnahe Bewirtschaftung von Wäldern in Privatbesitz soll der Bund eine Förderstrategie entwickeln, die wie beim Öko-Landbau ein Umsteuern erleichtert, so der BDF.

Etwa 95 Prozent der bundesdeutschen Wälder werden forstwirtschaftlich genutzt. Ganzheitliche nachhaltige Konzepte entscheiden aus Sicht des BDF über die langfristige Sicherung der Biodiversität und der Waldfunktionen. Naturschutz müsse fester Bestandteil der Waldbewirtschaftung werden. Der naturschutzfachliche Waldzustand sei flächendeckend besser zu erheben. BDF-Bundesjugendvertreter Daniel Scheer ist Revierförster im Saarland: „Wir haben eine praxisorientierte Biodiversitätsstrategie für den Landeswald im Saarland als Handlungsanleitung für unsere tägliche Arbeit im Wald“, so Daniel Scheer. „Dazu ist auch die regelmäßige Evaluierung der Maßnahmen und ein Monitoring vorgesehen. Das ist aufwändig aber zielführend.“

Fünf Prozent der bundesweiten Waldfläche sollen ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden. „Der erreichte Stand liegt bei etwa 3 Prozent,“ erläutert Ulrich Dohle. Neben der forcierten Ausweisung weiterer Waldgebiete fordert der BDF auch geeignete Privatwälder mit einzubeziehen, die aus verschiedenen Gründen bereits heute brach liegen, also nicht mehr bewirtschaftet werden.

„Unsere Waldböden sind im Wortsinn das Fundament für die klimastabilen Mischwälder von Morgen“, unterstreicht Ulrich Dohle den Wert des Waldbodens. Dem Schutz der Waldböden zum Erhalt der Bodenstruktur und der Humusbildung muss für den BDF ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. “Ein Drittel der Landfläche in Deutschland besteht aus Wald, oft in Hang- und Gebirgslagen,“ so Ulrich Dohle. „Da ist es leicht einzusehen, dass diese Böden für Wasserspeicherung und die Wasserrückhaltung von enormer Bedeutung sind.“

Auch als CO2-Speicher sei Waldboden nicht zu unterschätzen, 42 Prozent des im Wald gespeicherten Kohlenstoffs sind im Humus und im Oberboden enthalten *. “Vergessen wird oft, dass Boden auch ein eigenes Ökosystem ist, in dem unzählige Klein- und Kleinstlebewesen ** zusammenspielen und wesentlich für Bodenbelüftung, Nährstoffhaushalt und Wasserhaltefähigkeit sind“, weist Revierförster Daniel Scheer auf ein wichtiges Forschungsfeld hin, um zum Beispiel die Wechselwirkungen zwischen Bodenlebewesen und Waldbäumen besser zu verstehen.

Für den Bund Deutscher Forstleute sind fünf Prozent Waldfläche als unbewirtschaftete Wildnisgebiete und Urwälder von Morgen ausreichend. „Die Ausweisung von immer mehr Schutzflächen hat das Artensterben vor allem in der Landwirtschaft und in besiedelten Gebieten nicht gebremst. Zielführender ist daher aus unserer Sicht den Artenschutz im bewirtschafteten Wald zu verbessern und das Arteninventar überhaupt erstmal systematisch zu erfassen“, so der BDF-Vorsitzender Dohle. Während in den öffentlichen Forstbetrieben bereits sehr viel in Bewegung sei, müssten private Waldungen zum Beispiel über die Förderung von erbrachten Artenschutz-maßnahmen noch naturnäher entwickelt werden.

 

Den gesamten Forderungskatalog für die Bundestagswahl finden Sie unter hier.

 

Hintergründe und Quellen:

*) https://www.thuenen.de/de/infothek/presse/pressearchiv/pressemitteilungen-2014/deutsche-waelder-speichern-mehr-kohlenstoff-als-vor-20-jahren/

**) https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/der-waldboden-lebt

Die Nationale Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung wurde vom Bundeskabinett am 7. Nov. 2007 verabschiedet. https://biologischevielfalt.bfn.de

Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity - CBD) ist eines der drei völkerrechtlichen Abkommen, der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio 1992. Das Übereinkommen trat am 29. Dezember 1993 in Kraft. Deutschland ist seit 1994 Vertragspartei. https://www.cbd.int
Das Übereinkommen hat drei übergeordnete Ziele:
- die Erhaltung biologischer Vielfalt,
- eine nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und
- die gerechte Aufteilung der Vorteile aus der Nutzung genetischer Ressourcen