30. September 2022
Auf Facebook teilenAuf Twitter weitersagenArtikel versenden

Wird der Deutsche Wald verheizt?

Brennholz ist sinnvolle aber begrenzte Energiequelle

Was ist los auf dem Brennholzmarkt? Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat bei seinen Landesverbänden nachgefragt und erfahren, dass die Nachfrage nach Brennholz in den Förstereien und Forstbetrieben bundesweit deutlich gestiegen ist. Entsprechend haben auch die Preise deutlich angezogen und teilweise ist kein Brennholz mehr verfügbar.

Um selbst Holz im Wald machen zu dürfen, steigt auch die Nachfrage nach dem „Motorsägenführerschein“. „Der Hype auf Brennholz ist angesichts der enormen Preissteigerungen, die für Erdgas und Strom sicher zu erwarten sind, absolut verständlich“, beurteilt Bundesvorsitzender Ulrich Dohle die Situation. „Da Brennholz bei der Waldpflege und als Koppelprodukt (Kronenholz) bei der Nutzung stärkerer Bäume anfällt, wird sich die Nachfrage aber auf die dadurch begrenzte Brennholzmenge einpendeln müssen.“

Angesichts der Belastungen, die auf Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen zukommen, ist es für den BDF verständlich, dass auf relativ preiswertes Holz aus der eigenen Region zurückgegriffen wird und dass das Interesse zunimmt, Holz günstig selbst aufzubereiten.

Der BDF weist darauf hin, dass im Walde erworbenes Brennholz erst nach einer Trockenzeit von ein bis drei Jahren verheizt werden kann und darf. Auch Brennholzhändler mit Trocknungsanlagen haben einen mehrmonatigen Vorlauf für die Trocknungsprozesse. „Holz kann einen kleinen Anteil fossiler Energien gerade in ländlichen Haushalten ersetzen“, ist sich Ulrich Dohle sicher. „Auch die Klimabilanz des Heizens mit Holz ist in Ordnung, denn für die entnommenen Bäume reagieren die Nachbarbäume mit verstärktem Wachstum und binden dabei vermehrt CO2.“ Wichtig ist für den BDF, dass der notwendige Anteil an Biotopholz im Wald nicht angetastet wird.

Der BDF empfiehlt beim Einkauf von Holz auf die verschiedenen Mengenangaben für Brennholz zu achten. Brennholz darf erst bei weniger als 25 Prozent Holzfeuchte, besser mit fünfzehn Prozent verheizt werden. Zur Kontrolle gibt es preiswerte Messgeräte. Keinesfalls soll Brennholz in geschlossenen Garagen o.ä. gelagert werden. Ständige Umlüftung bei gleichzeitigem Regenschutz sind Grundlage für gute Trocknung. Beim Selbermachen von Brennholz sollten die hohen Ausrüstungskosten, der Zeit- und Transportaufwand bedacht werden. Wer sein Holz auf dem eigenen Grundstück lagert und trocknet, benötigt Platz für den Heizbedarf von drei Jahren.

Auch für die stark diskutierten Holzpellets sieht die Forstleute-Vertretung kein Problem, wenn sie, wie vom Deutschen Pelletverband angegeben, tatsächlich zu 90 Prozent aus Sägewerksabfällen stammen. „Kritisch wird es aus unserer Sicht, wenn ganze Bäume oder gar Waldbestände zu Pellets verarbeitet und in großem Stil exportiert werden, um in Großkraftwerken eingesetzt zu werden, die sich damit die Klimabilanz schön rechnen.“ So Dohle mit Blick auf Pelletimporte mancher europäischer Nachbarländer.


Hintergründe zum Heizen mit Holz und Tipps für den richtigen Umgang mit Brennholz:

 

Tipps zum richtigen Umgang mit Brennholz:

Für Selbermacher

Brennholz zum Selbermachen macht Sinn, wenn man eigenen Waldbesitz hat oder Stammkunde bei einem Waldbesitzer oder Förster werden kann oder bereits ist.

Da die verfügbaren Brennholzmengen -auch im Handel- begrenzt sind, sichern Sie sich erst die Holzquelle, bevor Sie in einen Kaminofen, Sägeschein und Ausrüstung investieren.

Das gleiche gilt für Neuanfänger in der sogenannten Selbstwerbung. Motorsägenführerschein, Schutz- und Sägeausrüstung kosten schnell um tausend Euro. Dazu kommen die Kosten für Transport und Lagerung und ggf. ein Spaltgerät.

Vorgenanntes gilt für im Wald gesägtes Kronenholz ebenso wie für Holz, welches am Waldweg liegend erworben wird.

Kalkulieren Sie den eigenen Zeitaufwand und denken Sie daran, dass Brennholz oft bis zum Frühjahr aus dem Wald geholt werden muss.

Aus Sicherheitsgründen sollte stets zu zweit gearbeitet werden.

 

Für Brennholzkäufer

Achten Sie beim Vergleich von Preisen und Angeboten auf die angebotenen Holzarten mit ihren unterschiedlichen Brennwerten.

Achten Sie auf die unterschiedlichen Mengenangaben wie Schüttraummeter, Raummeter, Kubikmeter.

Abrechnung nach Gewicht ist problematisch, da das Holzgewicht von der Baumart und dem Wassergehalt abhängt.

Ofenfertiges (getrocknetes) Holz darf eine Feuchtigkeit von 25 Prozent nicht überschreiten. Optimal sind um 15 Prozent.

Gute Erläuterungen zu den vorgenannten drei Punkten liefert das Internet und dieses Merkblatt der LWF-Bayern.

 

Für Waldbesitzer

Brennholzkunden, die im Wald oder am Waldrand sägen, müssen im zertifizierten Wald einen Motorsägenschein nachweisen, Biokettenöl und synthetischen Kraftstoff benutzen sowie Sicherheitskleidung tragen.

Achten Sie darauf, dass der Wald nicht unsachgemäß befahren wird.

Der Wald darf nicht „leergefegt“ werden. Holz- und Kronenreste sollen anteilig im Wald verbleiben.

Reisig sollte komplett auf dem Waldboden verbleiben. Ganze Kronen oder liegende Totholzbäume werden aus ökologischen Gründen und zur Verbesserung des Waldinnenklimas benötigt. Gerade dickes Biotopholz fehlt oft im Wald.

Das vorgenannte Belassen von Biotop- und Totholz ist in Schutzgebieten vorgeschrieben und Kriterium der Wald-Zertifizierung nach PEFC oder FSC. Informieren Sie sich entsprechend.

 

Brennholz lagern

Beim Zerkleinern auf kleine Durchmesser der Spaltstücke achten, da schnellere Trocknung.

Die meisten Baumarten lassen sich frisch am besten spalten. Eiche kann auch länger liegen.

Frisches Holz sollte nicht stockig werden, das beeinträchtigt die Trocknung

Sachgerechte Lagerung im Außenbereich, sonnig, von allen Seiten (auch von unten) belüftet und nach oben gegen Regen geschützt. Dann trocknet Nadelholz frühestens in einem Jahr, Laub-Hartholz (Buche, Esche) benötigt mindestens zwei Jahre; Eiche muss mindestens drei Jahre lagern.

Holzfeuchte mit einem Messgerät (ab 20 Euro im Baumarkt) an einem gespaltenen Brennholzstück testen.

Brennholz, auch getrocknetes, keinesfalls im Keller oder in der Garage lagern.

Holzvorrat wegen der Trocknungszeit und sonstiger Unwägbarkeiten etwa auf drei Jahre im Voraus anlegen

 

Richtiger Abbrand

Die Schornsteinfeger beraten über das Heizen mit Holz.

Feuchtes Holz verbrennt umweltschädlich und liefert wenig Wärme.

Am besten verbrennt Holz mit Luftüberschuss.

Unsachgemäße starke Drosselung des Abbrandes verursacht schlechtere Verbrennung - im Extremfall kann sich gefährliches Kohlenmonoxid bilden.

In den Kaminofen gehört nur unbehandeltes (Wald)Holz, keine Plattenreste, lackierte Hölzer oder Papier und Kartonagen.

In mehreren Stufen mussten seit 2014 bereits viele Altanlagen lt. Bundesimmissionsschutzverordnung (1. BImSchV) ersetzt werden. Die letzte Stufe greift Ende 2024. Dann gelten erhöhte Grenzwerte für Feinstaubemissionen und Kohlenmonoxid. Fragen Sie Ihren Schornsteinfeger.

Derzeit sind fünf besonders effektive Kaminöfen mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.