17. August 2022
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Bäume gegen Hitzestau – unterm Asphalt liegt die Lösung

Forstleute für deutlich mehr Bäume in Städten und Dörfern

Der Klimawandel beschert auch Deutschland -wie gerade wieder- immer mehr und immer stärkere Hitzewellen mit bisher unbekannten Höchsttemperaturen. Die ETH Zürich errechnete im Jahr 2019 für die europäischen Metropolen einen Anstieg der durchschnittlichen Sommertemperaturen um 3,5 Grad! (1) Vor diesem Hintergrund weist der Bund Deutscher Forstleute auf die abkühlende Wirkung von Laubbäumen in Städten und Dörfern hin. Was jeder bei Hitze fühlen kann, nämlich dass es unter Bäumen deutlich kühler ist, hat die ETH Zürich in mitteleuropäischen Städten gemessen.

Das Ergebnis sind acht bis zwölf Grad Abkühlung unter baumbestandenen Flächen (2). „Wir Förster spüren diese Unterschiede täglich positiv in unseren Laubwäldern“, so Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Unsere Empfehlung an Bürger und Politik ist daher: Pflanzt Bäume, Bäume, Bäume!!“ Die kühlende Wirkung von Bäumen ist vor allem auf den Schatten sowie die Verdunstungskälte und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch die Blätter zurückzuführen. Daneben sind Bäume exzellente Staubfilter und entfalten je nach Baumart noch viele ökologische Vorzüge. Eine weitere Empfehlung des Forstleuteverbandes ist, den Umgang mit Beton und Asphalt zu überdenken. „Jedes Kind weiß, dass schwarze Ziegeldächer und dunkle Ziegelsteinwände, sowie immer mehr Asphalt und Pflasterflächen einschließlich Steingärten und steinernen Mauern Gift für das Stadtklima sind. Auch hier bedarf es eines Umdenkens – denn wer geht mit einem schwarzen T-Shirt in die Sommersonne?“ Gibt Ulrich Dohle zu bedenken.

Bäume in der Stadt – jeder ist gefragt

In vielen deutschen Städten gibt es bereits viel Grün und die Grünflächenämter haben zumeist hervorragende Expertise in Auswahl und Pflege von Stadtbäumen. Aber aus Sicht des Bund Deutscher Forstleute geht noch viel mehr. Neben Politik und Verwaltung, die mehr Flächen für Bäume bereitstellen könnten, indem zum Beispiel auf Parkraum verzichtet wird, Wiesen mit Bäumen ergänzt werden und Entsiegelungskonzepte mit Baumvermehrung verknüpft werden, bleiben oft Bürger und Immobilieneigentümer unter ihren Möglichkeiten. Statt in der Hitze verdorrender Einheitsrasen oder langweiligen Bodendeckern, gibt es viele Möglichkeiten Bäume als zusätzliche Ebene einzuziehen, die in der Sommerhitze die Umgebung mit Kühle versorgt. Große Parkflächen, Messegelände und ähnliches können leicht durch Baumpflanzungen auf teilentsiegelten Flächen aufgewertet werden. Wohnbaugesellschaften können das Einheitsgrün zwischen den Mehrfamilienhäusern durch Bäume aufwerten, gerade auch mit essbaren Arten, wie Nuss- und Obstbäume und die Mieter miteinbeziehen. „Klimatisch und ästhetisch fragwürdige Steinmauern (Gabionen) könnten durch naturnahe Laubbaumhecken ersetzt oder zumindest mit Kletterpflanzen begrünt werden“, ergänzt Rainer Städing, Pressereferent des BDF. „Und so manchem Eigenheim würde ein schicker Laubbaum auf dem hitzegeplagten Rasen guttun.“ Mehr Bäume in die Städte, das ist für den BDF das Gebot der Stunde. Dabei ist aus Sicht der Forstleute aber auch ein Paradigmenwechsel nötig. „Säulen- oder Pyramidenkronen sind out, in Sachen Abkühlung bedarf es mächtiger, großkronig wachsender Laubbäume, auch wenn diese nicht so pflegeleicht sind“, empfiehlt Städing als ehemaliger Förster.

Unser Dorf muss grüner werden

22 Prozent der Deutschen wohnen auf dem Lande und auch hier gibt es viel zu tun, um die Wirkungen von Hitzeperioden abzumildern. Die Verwendung von dunklen hitze-abstrahlenden Baumaterialien ist auch auf den Dörfern zu beobachten, die Flächenversiegelung für Verkehrsflächen auf dem Lande ist immens. „Wer erinnert sich noch an Dörfer mit riesigen alten Eichen, Eschen oder Linden entlang der Dorfstraßen?“, fragt Pressesprecher Rainer Städing. „Mit dem Straßenausbau nach dem Krieg wurden viele dieser Dorfalleen beseitigt, zugunsten breiter Asphaltschneisen, die die Dörfer bis heute zerschneiden.“ Bäume waren nicht modern, sie verursachten durch den Laubfall Arbeit, waren nicht pflegeleicht. Dabei erinnern die Namen von Gaststätten wie Lindenkrug, Deutsche Eiche, Waldkater noch heute an den Baumreichtum vieler Dörfer. Aus Sicht des Bundes Deutscher Forstleute ist es keine Nostalgie, heute die Frage nach mehr Bäumen in Dörfern zu stellen, sondern mit Blick auf den Klimawandel ein dringliches Anliegen.

Der Baum vor der eigenen Haustür

Die Forstleute des BDF erleben bei ihrer täglichen Arbeit oft, wie sehr sich Bürger für die Wälder und für den Erhalt alter Bäume engagieren. „Diese positive Grundhaltung könnte auch dazu genutzt werden, sich für deutlich mehr Bäume vor der eigenen Haustür einzusetzen“, so Vorsitzender Ulrich Dohle. „Neben den positiven Auswirkungen auf das Klima in Stadt und Siedlung ist eine baumgrüne Umgebung auch deutlich lebenswerter“, ist er sich sicher.

 

Information

Über Bäume im Allgemeinen kann man sich gut auf den Internetseiten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald www.sdw.de oder über www.waldwissen.net  informieren. Zum Thema Stadtgrün informiert der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau auf seiner Seite www.gruen-in-die-stadt.de

Bürgerinitiative als Vorbild: In der Stadt Zürich gibt es die Initiative Stadtgrün jetzt - www.stadtgruen.jetzt.de , die sich seit einem Jahr für die Abkühlung der „Wärmeinsel Zürich“ einsetzt.

Quellen

www.srf.ch

www.sueddeutsche.de

 

Pressemitteilung