Auch im öffentlichen Dienst sind Frauen in den Führungsebenen unterrepräsentiert. Paradox ist, dass ausgerechnet Maßnahmen wie Tele- und Teilzeitarbeit, die ein familienfreundliches Berufsleben ermöglichen sollen, Frauen im öffentlichen Dienst in ihrer Karriereentwicklung ausbremsen. Denn arbeiten sie in Teilzeit oder Telearbeit, wird ihre Leistung schlechter beurteilt und in der Folge werden sie langsamer oder gar nicht befördert. Fest steht: So wie heute kann es nicht weitergehen. Es ist Zeit, jetzt umzudenken!
Aus diesem Grund haben wir die Beurteilungs- und Beförderungspraxis im öffentlichen Dienst zum Thema der 13. Frauenpolitischen Fachtagung am 11. Mai 2017 im dbb forum berlin gemacht. Wie können formalisierte Beurteilungs- und Beförderungsverfahren mit Blick auf das Konzept von Arbeiten 4.0 geschlechterneutral weiterentwickelt werden? Und: Wie weit darf Frauenförderung gehen?
Die Fachreferentinnen und -referenten Dr. Andrea Jochmann-Döll, Prof. em. Dr. Dr. h.c. Ulrich Battis und Prof. Dr. Matthias Spörrle haben eindrucksvoll dargelegt, in welchem Spannungsfeld wir uns bei der Betrachtung der dienstlichen Beurteilung befinden – zwischen geschriebenem Recht, ausgelegten Regelungen und unterbewussten Vorannahmen der Beurteilenden. Eines wurde in der Debatte sehr deutlich: Eine Generallösung gibt es nicht.
Umso wichtiger ist es, einheitliche Leitlinien und Verfahren für die Beurteilungspraxis zu erarbeiten. Dazu müssen sich die Dienstherren und die Personalvertretungen in Bund und Ländern an einen Tisch setzen. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zur geschlechtergerechten Leistungsbeurteilung müssen die Beurteilungskriterien geschlechtergerecht ausformuliert werden. Gleichzeitig müssen die grundlegenden Gesetze von Fallstricken bereinigt werden und effektive Methoden geprüft werden, wie Beurteilende unabhängiger von ihren eigenen stereotypen Vorannahmen faire und gerechte Personalentscheidungen treffen können.
In der Debatte, welche Rolle dienstliche Leistungsbeurteilung für Frauenkarrieren spielt, wurde aber auch deutlich: Wir können nicht über Frauen in Führungspositionen sprechen, ohne den finanziellen Aspekt mit einzubeziehen. In der Beförderungsdebatte geht es um Geld. Wer aufsteigt erhält mehr davon. Frauen müssen das auch dezidiert einfordern.
Quelle: frauen im dbb Mai 2017