07. Dezember 2024
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Waldgebiet des Jahres 2025

Stadtwald Wiesbaden - ein grünes Band für eine lebenswerte Großstadt

Der BDF hat den Stadtwald Wiesbaden zum Waldgebiet des Jahres 2025 ausgewählt. Wie ein breites Band legt sich der Stadtwald im Halbkreis nördlich um die heutige Landeshauptstadt und uralten Kurort Wiesbaden. Der Stadtwald versorgt die rund 300.000 Einwohner vom Trinkwasser bis hin zur intensiven Erholungsnutzung mit den meisten Gemeinwohlleistungen, die ein Wald überhaupt bieten kann.

„Die Stadt Wiesbaden hat sich schon sehr früh für eine naturnahe Waldentwicklung entschieden und die Forstleute der Stadt managen sehr gekonnt die sehr vielen und hohen Ansprüche, die an ihren stadtnahen Wald gestellt werden“, so der BDF Bundesvorsitzende Dirk Schäfer zur Auswahl.
Durch die Nähe zu Ihrem Wald nutzt die Wiesbadener Bevölkerung den Wald sehr intensiv für Sport, Freizeit und Erholung, während unter dem Wald aus vier über hundertjährigen Stollen, hochwertiges Trinkwasser für die Stadt gewonnen wird. „Dazu wird der Wald als Naturraum vorbildlich behandelt, Vorkommen von seltenem Besenmoos, der Wildkatze, dem Hirschkäfer oder der Äskulapnatter sprechen für sich“, so Dirk Schäfer weiter. „Beeindruckend ist weiterhin die zielgerichtete Waldentwicklung nach den Dürre- und Käferschäden der letzten Jahre hin zu einem Mischwald mit möglichst vielen der im Stadtwald vorkommenden fünfzig Baumarten“, betont Sigrun Brell, die Co-Landesvorsitzende des BDF Hessen. „Dazu gelingt es den Kollegen und Kolleginnen Holz aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft, wie sie es selbst nennen, zu ernten und als umweltfreundlichen Rohstoff bereitzustellen. Dass die lediglich dreißig Mitarbeitenden der Forstabteilung in Zusammenarbeit mit vielen Partnern so umfänglich die Lebensqualität von 300.000 Bürgern und Bürgerinnen auf einer großen Waldfläche verbessern, geht nur mit einem hohen Maß an Qualifikation und Leistungsbereitschaft “.

Auch für Wiesbadens zuständige Dezernentin und Bürgermeisterin Christiane Hinninger ist die Auszeichnung „eine schöne Anerkennung für die über Jahrzehnte geleistete Arbeit unserer Forstfachleute. Unsere Strategie, den Stadtwald möglichst naturnah zu bewirtschaften und mit klimatoleranteren Arten zu durchmischen, hat ihn vergleichsweise gut durch die Herausforderungen der Klimakrise kommen lassen. Außerdem haben wir mit dem gerade verabschiedeten neuen Jagdkonzept eine weitere wichtige Weiche gestellt, um jungen Pflanzen das Aufwachsen zu erleichtern“, so Wiesbadens Bürgermeisterin Hinninger.

Hintergrund

Die Stadt Wiesbaden zählt mit ihren rund 4.300 Hektar Wald (43 km²) zu den großen kommunalen Waldbesitzern in Deutschland. Das im Taunus gelegene Grüne Band des Stadtwaldes schmiegt sich halbkreisförmig um den nördlichen Rand der Stadt Wiesbaden.

Gut erreichbar

Durch die gute Erreichbarkeit gibt es eine intensive Erholungs-, Sport- und Freizeitnutzung durch die Bevölkerung mit einer entsprechenden Erschließung der Waldgebiete.

Bach- und Wiesentäler

Der Stadtwald mit über 80 Prozent Buchen und Eichen wird ergänzt durch Wiesentäler, die nicht nur landschaftlich reizvoll sind, sondern als Frischluftschneisen die Stadtluft verbessern.

Trinkwasser unter dem Wald

Vier Trinkwasserstollen wurden vor über 100 Jahren unter dem Stadtwald angelegt und so liefert bis heute der darüber gelegene Wald fast ein Drittel des Trinkwassers für Wiesbaden.

Biodiversität und Artenvielfalt

Natur- und Artenschutz werden im Stadtwald, der zur Hälfte als EU-Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet ausgewiesen ist, großgeschrieben. Für die Waldbehandlung gibt es eine eigene Naturschutzstrategie. Ein Eiben-Projekt fördert die seltene Nadelbaumart. Sogenannte „Historisch alte Wälder“ mit einem hohen Anteil von überdurchschnittlich altem Buchenwald sind im Fokus ebenso der Erhalt seltener Arten, wie Grünes Besenmoos, Bechsteinfledermaus, Hirschkäfer, Wildkatze und Äskulapnatter. Alle sechs heimischen Spechtarten kommen vor.

Waldschäden

Durch die Schäden der letzten Trocken- und Käferjahre ist die Fichte im Stadtwald ausgefallen, auch Kiefern und alte Laubbäume sind geschädigt. Überall im Wald entstehen kleine Gruppen von klimatoleranteren Baumarten wie Elsbeere, Speierling und Wildapfel, aber auch Wildkirsche, Weißtanne, Eibe und Esskastanie. Viele Baumarten verjüngen sich auch auf natürliche Weise Naturverjüngung) und werden gezielt gefördert. So entstehen artenreiche Mischwälder, die eine gewisse Sicherheit für die Zukunft bedeuten.

Holznutzung

Um Dauerwaldartige Strukturen zu fördern, gelten die ANW-Grundsätze* im Wiesbadener Stadtwald „Früh-Mäßig-Oft“. Diese Grundätze sind bereits seit Mitte der 1980 Jahre durch die Waldbau-Richtlinien für den Wiesbadener Stadtwald verankert. Durch diese Zielsetzungen und einem naturgemäßen und achtsamen Waldbau konnte die FSC und NATURLAND-Zertifizierung 1999 ohne größere Änderung der Bewirtschaftung eingeführt werden.

*ANW = Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft

Jagdnutzung

Zur Förderung der natürlichen Verjüngung möglichst vieler Baum- und Pflanzenarten wird im Stadtwald zielgerichtet die Jagd ausgeübt. Ein neues Jagdkonzept wurde in 2024 vom Magistrat verabschiedet.

Nutzung als Bestattungswald

Ein eigener Bestattungswald auf mittlerweile 25 Hektar ermöglicht die naturnahe Urnenbestattung. Dabei entsteht eine besondere Waldform, da die Holznutzung hier unterbleibt.

Qualitätssiegel

Seit 1987 wird der Stadtwald nach den Grundsätzen naturgemäßer Waldwirtschaft der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) bewirtschaftet. 1998 erfolgte die Ausweisung als Schutz- und Bannwald nach dem Hess. Waldgesetz. 1999 erfolgte die Zertifizierung durch die Siegel von FSC und Naturland.

Walderleben 1

Die umfangreiche Erschließung mit Waldwegen ermöglicht vielfache Freizeit- und Sportaktivitäten. Neben alten Laubwäldern werten im Wald angelegte Alleen die Waldlandschaft ästhetisch auf, ebenso wie sog. „Baumpersönlichkeiten“, das sind markante, bis zu 500 Jahre alte Baumriesen,

Walderleben 2

Ein „Hörwald“ bietet an 16 Stationen Informationen zum digitalen Anhören. Eine geschichtsträchtige Höhle (Leichtweiß-Höhle) kann mit Erläuterung kostenlos zweimal die Woche erlebt werden. Von der intensiven Walderschließung für Besucher zeugen unter anderem die 27 Schutzhütten im Wald.

Walderleben 3

Das Stadtforstamt Wiesbaden bietet waldpädagogische Führungen an, um Wissen rund um den Wald zu vermitteln und Verständnis für die naturnahe Nutzung von Wäldern zu schaffen.

Personal

Neben dem bestehenden Personalstamm von dreißig Personen blickt die Stadtverwaltung auch auf die Nachwuchsgewinnung für die Forstabteilung durch Bereitstellung von Ausbildungsplätzen für den Forstwirtberuf und durch Praktikantenstellen zur Berufsorientierung.

Herausforderung intensive Erholungsnutzung

Wegen der intensiven Freizeitnutzung ergeben sich besondere Probleme mit Müll in der Landschaft und durch Mountainbiker in den Waldbeständen.

Herausforderung invasive Arten

Probleme bereitet die Ausbreitung des Waschbärs. Ebenso gefährden in den Bächen zwei invasive Krebsarten die natürlichen Populationen von Edel- und Steinkrebs.

Mehr Informationen unter www.waldgebiet-des-jahres.de und unter https://www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/freizeit/natur-erleben/stadtwald/stadtwald.php

Veranstaltungen
Die öffentliche Übergabefeier der Auszeichnung zum Waldgebiet des Jahres findet am 10. März 2025 in Wiesbaden statt.

Seit wann gibt es Waldgebiete des Jahres?
Das Waldgebiet des Jahres wird seit 2012 ausgerufen. die ausgezeichneten Waldgebiete der letzten Jahre waren 2024 der Augsburger Stadtwald, 2023 der Choriner Wald in Brandenburg, 2022 die Erdmannwälder in Niedersachsen und 2020/21 die Ivenacker Eichen in Mecklenburg. Alle weiteren Gebiete unter www.waldgebiet-des-jahres.de

Ansprechpartner
Stadt Wiesbaden, Pressereferat, Tel. 0611 313302, pressereferat(at)wiesbaden.de
BDF - Rainer Städing, BDF-Pressereferent, Tel. 0151-55274286; presse(at)bdf-online.de

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