02. April 2018
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Jahresberatung des Arbeitskreises zum Thema

"Wald bewegt"- Forstleute bewegen etwas!

Gastgeberin der Jahrestagung des Arbeitskreises Forstliche Umweltbildung im Februar war Britta Gehlhaar aus Schleswig-Holstein, die uns im Erlebniswald Trappenkamp begrüßte. Schon dieser Tagungsort, dessen Historie, vor allem aber natürlich die Entwicklung dieses nördlichsten Leuchtturms waren schon die Reise wert.

Hier sei in gekürzter Form das beschrieben, was gemäß dem Jahresmotto „Wald bewegt“ aktuell den Arbeitskreis bewegt.

 

Wald (er)leben
Zentrales Thema war diesmal die Zielgruppe der Erwachsenen. Einstieg für das Thema war ein Austausch
über die aktuelle Bestseller-Literatur aus Hümmel. Das erste aufgeregte Forstrauschen darüber ist vorbei. Fakt ist: Wald ist in. Und darüber können wir Forstleute uns doch freuen.

Ja wofür interessieren sich zunächst die vielen Leserinnen und Leser? Und wofür interessieren sich denn die Erwachsenen, die es in den richtigen Wald mit Bäumen, mit ihren zweifellos kommunizierenden Wurzeln und ihren Stubben schaffen? Die Antworten könnten ein Hinweis darauf sein, wo es bei den Menschen anzuknüpfen gilt bei der forstlichen Einladung in den Wald. 

Es begeistert literarisch wohl vor allem das Soziale der Baumgemeinschaft. Zahlenmäßig weniger erwähnt wird offenbar die Forstkritik als Ursache für den verbalen Nachruf auf den verlorenen Wald. Der Untertitel wurde inzwischen gewechselt. Bei gleichem Inhalt ist der Wald nun eine Entdeckungsreise. Da gehen wir gern mit! Und womit die Leserschaft? Wird hier die eigene Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach einem Platz bedient oder beeindruckt vor allem die zeitlose altruistische Ader der hölzernen Freunde? In einer menschlichen Welt des Egos und der Beliebigkeit, einhergehend mit dem Schwund des Wahrnehmens oder Glaubens an das Überweltliche, was sicher in uns lebt und über unsere Zeit hinausgeht? Die (lieben) Bäume als die besseren Wesen? Sie tragen und sorgen sich umeinander, sogar über den Tod hinaus.
Also keine Angst vor dem eigenen Ende, dem Widersinn von zivilisatorischen Erscheinungen oder eben
dem Auf-sich-allein-geworfen-Sein – als die drei Grundnöte des Menschen. Da wird ggf. aus der Tiefe „altes Wissen“ wach oder es werden Urfragen der menschlichen Existenz berührt. Waldleben bewegt in der Ebene also mindestens unbewusst. 

Auf ganz bewusster Ebene steht inzwischen schon länger der Trend von „Wald und Gesundheit“, wenn auch noch nicht immer in der vordersten Forstpolitik. Die Japaner erfanden das Waldbaden, waldtherapeutische Ausbildungsgänge werden entwickelt … Als Forstleute können wir gute, aufmerksamere Gastgeber sein oder werden. Es sind dabei eben nicht nur die Waldbilder, die wir schaffen oder hinterlassen.
Auch für begleitetes Walderleben ist ein Bedarf da, der die Nachfrage wohl noch x-fach übersteigt. Bücher befriedigen den nicht. Angebote sind zu entwickeln. Ganz wesentlich bleibt also die Gewinnung von Partnerschaften. Kreative Zusammenarbeit unter forstlichem Dach. Der forstgrüne Berufsstand hat viel allgemeine Reputation und damit eben auch die Chance bei am Wald zunehmend konkret interessierten  Berufsgruppen – weit über den Naturschutz hinaus.

 Noch ist es vielleicht so, dass mancher der Waldbadenden im Buchenwald die als Krebsvorsorge gepriesenen Terpene zu genießen sucht. Forstlicher Tipp ist gefragt, denn wir wissen doch, wo der Wald was zu bieten hat. Und Handyfasten ist ja auch schon ein Thema für unseren Berufsalltag, vielleicht aber nicht nur, um auch mal allein im Wald zu sein. Klar muss wie auch schon bei der Waldpädagogik sein, dass der Vertrauensbonus von Forstleuten nicht durch den Blick auf falsche Imageziele gefährdet wird. Immer wieder mahnt der Arbeitskreis, dass Waldpädagogik alles andere ist als PR oder ÖA. Auch für das forstlich begleitete Walderleben von Erwachsenen gilt die Haltung des an sich absichtslosen Tuns als Hinwendung zum Waldbesucher.

Forstintern allerdings muss nicht nur vom BDF das Handlungsfeld Walderleben mit Wertschätzung und eben auch Nachdruck nach „oben“ beworben und von „oben“ strategisch umgesetzt werden. Rechtzeitig und mit fundierten konkreten Vorhaben. Und nicht erst dann, wenn es um die Verteilung von Finanzen und Forstleuten auf die vielen Produkte geht, die derzeit schon in SAP eine feste Hausnummer sind. Haben wir den Mut, aufzustocken oder umzuschichten, wenn wir für die Startphase noch keine Budgeterhöhungen bekommen! Ein Thema tauchte immer mal wieder auf, meistens humorvoll. Spätestens beim Begriff der FCK – das ist die Forstchefkonferenz der BRD – wurde uns klar, woher wir kommen und warum vielleicht manches nicht völlig ganzheitlich klappt. Klar ist, dass wir beide Gruppen von uns brauchen, die Försterin und den männlichen Kollegen. Oder aber fast wichtiger: Wir brauchen beide Seiten in jedem von uns Forstleuten. Denn zahlenmäßig wird es trotz aller Bewegung insgesamt und „oben“ nicht anders, wenn eine Seite dominiert bzw. die andere nicht zum Tragen kommt. Ja, wir haben da so unsere forstliche Tradition, quasi von der Entstehung an. Selbst unser Arbeitskreis, der sich zunächst um Kinder im Wald kümmerte, oder auch das Europanetzwerk ist eine Förster-Initiative. Den Gründern sei Dank! Lebendig geworden ist beides aber durch viele Försterinnen. Und die Förster, die um den anderen Teil nicht nur wissen.

2019 treffen wir uns am 7.und 8. März in Thüringen! Wir suchen in vielen Bundesländern noch hier aktive Forstleute. Wie alles im Wald ist uns an langfristiger Mitwirkung gelegen. Wir sind offen und freuen uns auf Anmeldungen. Den Arbeitskreis Forstliche Umweltbildung müssten wir dann wohl auch bald neu benennen, denn wir bilden weder die Umwelt, noch geht´s bei uns nur um waldbezogene Umweltbildung.
Würden wir etwa beim Namen „Wald und Mensch“ zu platt rüberkommen, anmaßend sein oder gar den AK Forstpolitik brüskieren? Die Diskussion ist eröffnet – Dialog bleibt auch beim BDF schon ein Wert an sich. 


Peter Rabe
Leiter des Arbeitskreises

Der Artikel in BDF aktuell 4/2018