Forstgewerkschaft fordert 10.000 neue Arbeitsplätze, einen nationalen Waldplan und die Honorierung von Gemeinwohlleistungen
Aus Sicht des Bund Deutscher Forstleute sind die Menschen in Deutschland nach wie vor begeistert von unseren hiesigen Wäldern – trotz der teils drastischen Waldschäden und der Herausforderungen im Klimawandel. „Täglich stimmen viele Bürger und Bürgerinnen mit den Füßen ab und nutzen unsere Wälder millionenfach auf vielfältigste Weise“, so Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. “Auch eine angemessene Holznutzung gehört zu unserer Kultur und wird, bis auf Auswüchse, von den meisten Menschen akzeptiert.“ Da die nächsten drei Jahrzehnte für die Neuausrichtung der Waldwirtschaft nach vier Katastrophenjahren entscheidend sind, fordert der BDF einen „Nationalen Waldplan 2050“. „Statt unzureichender und unabgestimmter Papiere einzelner Fachministerien, in denen Forstpersonal nicht oder nur unzureichend erwähnt wird, fordern wir einen durchgehenden breiten gesellschaftlichen Beteiligungsprozess, wie dieser beispielsweise bei der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ durchgeführt worden ist.“ geht Dohle in die Offensive. „Wir plädieren besonders für die Verstärkung des Forstpersonals um bundesweit 10.000 Stellen sowie für ein fundiertes und wirksames Wildtiermanagement.“ Ohne die Berücksichtigung der sehr knappen Ressource des Forstpersonals werden alle politischen Maßnahmenpläne lediglich unverbindliche Absichtserklärungen bleiben.
Für den Bund Deutscher Forstleute ist die Umkehrung des ständigen Personalabbaues der letzten Jahrzehnte deshalb ein Muss. „Die Ausrichtung der öffentlichen Forstbetriebe auf Gewinnerzielung hat vielerorts zu einer Vernachlässigung der Gemeinwohlaufgaben geführt. Der Ärger über industrialisierte Holzgewinnung in der Bevölkerung steigt. Besonders wenn das Forstpersonal im Eiltempo am Waldbesucher vorbeibraust, um europa- oder deutschlandweit ausgeschriebene Forstunternehmen einzusetzen oder Holz „just in time“ zu liefern“ erläutert Vorsitzender Dohle den Frust vieler Kollegen und Kolleginnen. Für die neu entstehenden kleinteiligen klimaresilienten Mischwälder gilt es aus Sicht des BDF einen Pflegenotstand zu verhindern. „Jeder Wald ist anders – daher müssen Arbeitsplätze in der Nähe der Wälder entstehen, denn Ortskenntnis und Identifikation sind für die Waldpflege unentbehrlich.“ so Ulrich Dohle, der selbst ein Forstrevier leitet. „Dazu kommen die steigenden Anforderungen der Öffentlichkeit. Wir brauchen Waldmanager, Forstwirte und Waldranger, sowie Naturschutzspezialisten, die für Artenschutz, Biodiversität und das Monitoring zuständig sind. Es braucht Fachleute für den Erholungswald, für das Themenfeld „Wald und Gesundheit“ und für die Öffentlichkeitsarbeit, um das gestiegene Interesse und die Bedürfnisse der Bevölkerung entsprechend bedienen zu können.“
Da die Waldbewirtschaftung nicht mehr alleine aus den Erträgen künftiger Mischwälder mit hohem Laubbaumanteil und unter den Unwägbarkeiten des Klimawandels refinanziert werden kann, spricht sich der BDF für eine gesellschaftliche Honorierung der Gemeinwohlleistungen der Wälder aus. „Jeder kennt aus der Schule die positiven Leistungen des Waldes für uns alle, die in etwa doppelt so hoch zu bewerten sind wie die Erlöse aus dem Holzverkauf“, so Ulrich Dohle. „Wir benötigen finanzielle Anerkennung dort, wo Erholung, Trinkwasser, Naturschutz oder Klimaschutz und CO2-Speicherung wirklich erbracht werden.“ Pauschale Vergütungen an die Waldbesitzenden nach dem Gießkannenprinzip lehnt der BDF entschieden ab. „Öffentliche Gelder sind nur für erbrachte öffentliche Leistungen zu zahlen. Endlich muss auch Schluss sein mit den widersinnigen Entwässerungsabgaben durch die Waldbesitzenden.“ Für die rund viertausend Quadratkilometer Waldflächen des Bundes fordert der BDF den Vorrang der Gemeinwohlaufgaben vor der Holzerzeugung festzuschreiben.
Hintergrund aus dem Forderungspapier des BDF zur Bundestagswahl 2021 „Wald im Klimawandel:
„Nationaler Waldplan 2050“ – vorrangig zur Etablierung klimastabiler Wälder, mit 10.000 neuen Arbeitsplätzen für den Wald und ein waldfreundliches Jagdmanagement.
Naturnahe, artenreiche und gemischte Wälder sind widerstandsfähiger als Monokulturen. Das bundeseigene Thünen-Institut für Waldökosysteme empfiehlt deshalb, den jährlichen Waldumbau auf 95.000 Hektar pro Jahr zu vervierfachen. Dazu müssen neben den finanziellen vor allem die personellen Voraussetzungen geschaffen werden. Von 1990 bis 2020 sind bundesweit 60% des Forstpersonals abgebaut worden; allein in den letzten 10 Jahren 25.000 Vollzeitarbeitsplätze. Ohne deutliche Personalmehrung in allen Berufsgruppen sind die Herausforderungen nicht erfolgreich zu bewältigen.
Der erforderliche epochale Waldumbau ist ohne Verbesserungen des Jagd- und Wildtiermanagements und ohne modernes Jagdrecht nicht erreichbar. Technischer Wildschutz als Alternative ist in dem Ausmaß nicht bezahlbar und aus landschaftsökologischen Gründen nachteilig. Öffentliche Gelder für den Wald dürfen nicht durch vorhersehbare Wildschäden wirkungslos verpuffen.
Honorierung von Ökosystemleistungen
Wälder sind für das Überleben unserer Gesellschaft unverzichtbar - Klimaschutz, Biodiversität und Naturschutz, Landschaftsbild und Erholung, Gesundheit und Bildung, Wasser- und Bodenschutz erfordern den Erhalt und die Vermehrung unserer Wälder.
Der Wert des Waldes für das Gemeinwohl ist doppelt so hoch, wie die Erträge durch den Holzverkauf. Eine Honorierung dieser Leistungen gibt es bislang nicht. Die Lastenverteilung zwischen Waldbesitz und der Öffentlichkeit muss neu justiert werden. Eine Abgeltung von Gemeinwohlleistungen hat sich dabei auf alle Waldbesitzarten erstrecken.
Bislang wird bei der Waldbewirtschaftung überwiegend die Holzproduktion gefördert. Umweltleistungen, die allen dienen, werden nur ansatzweise unterstützt. Die Neugestaltung der forstlichen Fördersysteme ist überfällig und muss dem Grundsatz „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ folgen.
Konkrete Politikvorschläge liegen dazu vor:
· „Ein Konzept zur Honorierung von Ökosystemleistungen de Wälder“; Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie; Thünen Working Paper 152; August 2020
· „Ökonomische Bewertung der Ökosystemleistungen des Waldes“; Institut für Dauerhaft Umweltgerechte Entwicklung von Naturräumen der Erde (DUENE e.V.); Dezember 2020
Unsere Wälder benötigen dringend mehr Wasser. Das aktuelle Wasserverbandsgesetz bewirkt vermehrten und zu schnellen Abfluss von Oberflächenwasser. Das künftige Ziel der Gewässerunterhaltung muss sein, das Wasser in der Landschaft zu halten. Waldeigentümer sind von der gesetzlichen Beitragspflicht zu den Boden- und Wasserverbänden zu befreien.
Für die bundeseigenen Wälder fordern wir den Vorrang der Ökosystemleistungen vor der Holzerzeugung
Der Acht-Punkte-Katalog mit den Forderungen an die zukünftige Bundesregierung ist nachzulesen
unter www.bdf-online.de/der-bdf/positionen/