11. Februar 2025

Tag des Regenwurmes

Wer füttert den Regenwurm im Wald?

Für den Bund Deutscher Forstleute (BDF) steht fest, dass der Regenwurm einer der wichtigsten unterirdischen Helfer im naturnah bewirtschafteten Wald ist. „Wenn es dem Regenwurm und der unterirdischen Zersetzerlebensgemeinschaft gut geht, geht es auch dem Wald gut“, ist sich die stellvertretende BDF-Bundesvorsitzender Anne-Sophie Knop sicher. „Der Waldboden wird durchlüftet, speichert mehr Wasser und Nährstoffe, die Kohlenstoffbindung nimmt zu. Alles dank unserer über 40 Regenwurmarten.“

Gerade bei der überall anstehenden Wiederbewaldung und beim Waldumbau hin zu laubbaumreicheren Mischwäldern kann man viel für den Regenwurm tun. „Der Regenwurm braucht genügend gut zersetzbare Nahrung im Wald, das können die den Wald betreuenden Forstleute positiv beeinflussen“, so Anne-Sophie Knop weiter.  Zur Planung von Mischwäldern gehören daher unbedingt Laubbäume mit gut zersetzbarer Laubstreu. Der BDF-Förster Ludwig Pertl hat zum Beispiel in seinem Waldumbauprojekt „LIFE-Future Forests“ in Landsberg am Lech festgestellt, dass dort die Blätter des Bergahorns Lieblingsspeise der Regenwürmer sind. Und BDF-Bundespressereferent Rainer Städing lässt in seinem verarmten Kiefernwald bewusst ganze Bäume liegen. „Darunter fühlt sich der Regenwurm sehr wohl und sorgt von dort aus für Bodenverbesserung.“

Auch die Waldkalkung gegen Säureeinträge aus der Luft, hilft dem Regenwurm und damit dem Waldboden. So stellte die Baden-Württembergische Forstliche Versuchsanstalt den dreifachen Regenwurmbesatz in gekalkten Wäldern fest. Bei dem bundeslandweiten Monitoring stellten die Forschenden auch fest, dass gegenüber Nadelwald eine über dreifach höhere Dichte in Laubwäldern besteht und dass es eine Wechselwirkung zwischen der Zahl an Regenwürmern und guter Streuzersetzung besteht.

„Die Entwicklung resilienter Wälder ist komplex, die wenig sichtbaren Regenwürmer und das Bodenleben spielen dabei eine bislang unterschätzte Rolle“, resümiert Anne-Sophie Knop, die selbst ein Forstrevier leitet.

 

Hintergrund:

Stickstoffanteil bestimmt über die Blattzersetzung

„Wie gut die Streu abgebaut werden kann, ist abhängig von ihrer Zusammensetzung. Entscheidend ist das Verhältnis Kohlenstoff (C) zu Stickstoff (N). Beim Laub von Erle, Esche, Robinie und Ulme liegen diese C/N-Werte in einem tiefen Bereich zwischen 12 und 25. Deshalb wird deren Streu rasch abgebaut. Das C/N-Verhältnis beim Laub von Bergahorn, Birke, Linde, Hagebuche, Pappel und Spitzahorn liegt in einem mittleren Bereich (zwischen 25 und 40), so dass deren Streu bereits deutlich langsamer abgebaut wird. Den langsamsten Abbau verzeichnet das Laub von Buche und Eiche und die Nadeln der Nadelbäume, denn deren C/N-Werte erreichen Werte bis 77.“

Aus: Waldwissen.net:  Walser M. et al. (2021) Der Waldboden lebt. WSL-Merkblatt für die Praxis 60.

Regenwurms Lieblingsspeise

Im Stadtwald Landsberg wurden durch das Projekt LIFE FutureForest im Sommer 2021 auf Schotterboden unter Bergahorn 2,49 Mio. Regenwürmer auf einen Hektar hochgerechnet. Im Vergleich unter Buchen waren es nur noch 0,67 Mio. und unter Hainbuchen bzw. Eichen/Linden 0,15 bzw. 0,12 Mio. Regenwürmer/Hektar. Fichte fiel mit 0.09 Mio. noch schlechter aus.

Das Projekt verfolgte den Ansatz die Verbesserung von Wäldern auch über die gesteigerte Anzahl an Regenwürmern messbar zu machen und mit einer jährlichen Zukunftswald-Prämie zu fördern.

Quelle: https://www.klimaschutz-landkreis-landsberg.de/eu-life-future-forest/handbuch-fuer-nachhaltigen-waldumbau/

Ein umfangreiches Monitoring von vier Gruppen von Bodenlebewesen, darunter die Regenwürmer, hat die Forstliche Versuchsanstalt von Baden-Württemberg von 2018 bis 2021 durchgeführt. Dabei ergab sich gegenüber Nadelwald eine über dreifach höhere Regenwurmdichte in Laubwäldern  und eine Wechselwirkung von der Zahl an Regenwürmern und guter Streuzersetzung. Wälder mit Bodenschutzkalkung wiesen eine dreifache Artenzahl auf. Der Verzicht auf forstliche Bewirtschaftung (Bannwälder) zeigte keinen deutlichen Einfluss auf die Regenwurmdichte.

Quelle: https://www.zobodat.at/pdf/Berichte-naturf-Ges-Freiburg-Br_113_0237-0259.pdf

 

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