15. August 2023
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Fachkräftemangel auch im Wald

Wiederbewaldung und Waldumbau dürfen nicht ins Stocken geraten

In diesem Monat haben wieder einige Hundert Auszubildende bundesweit ihre Lehrstelle für die Ausbildung zum Forstwirt oder zur Forstwirtin angetreten. Aus dem früheren Waldarbeiter ist im Laufe der Zeit ein anspruchsvoller und sehr abwechslungsreicher Ausbildungsberuf geworden, der die Basis für eine naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung darstellt. Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) schaut aber mit Sorge auf die Entwicklung bei den Ausbildungsberufen im Wald. Da die Ausbildung zum Forstwirt und zur Forstwirtin überwiegend in den öffentlichen Forstbetrieben und -verwaltungen stattfindet, zeichnet sich bereits ein Mangel ab.

„In unserer bundesweiten Forstpersonalabfrage haben wir festgestellt, dass die öffentlichen Forstbetriebe etwa so viel Forstwirte benötigen, wie sie derzeit ausbilden“, weiß Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender des BDF. „Wir gehen aber davon aus, dass die vielen privaten Forstunternehmer und Dienstleister sowie kleinere Waldbesitzer und Kommunen einen ähnlich hohen Bedarf an Fachkräften für den Wald haben.“ Damit zeichnet sich für den BDF eine Personalengpass ab, der sich auf den Wald mittel- bis langfristig negativ auswirken kann. Lediglich der öffentliche Forstbetrieb (ForstBW) in Baden-Württemberg bildet etwa doppelt so viele Forstwirte und Forstwirtinnen aus, wie er selbst benötigt.

„Wir haben mit der Wiederbewaldung der Schadensflächen von sicher 600.000 Hektar sowie mit dem zu forcierenden aktiven Umbau von noch rund 3 Millionen Hektar leider noch naturferner Nadelbaumforsten eine Menge Arbeit vor uns“, beschreibt Dohle die Situation. Darüber hinaus sieht der BDF genug Arbeit bei der künftigen zielgerichteten Pflege der Wälder hin zu kleinteilig strukturierten Mischwäldern, die immer wichtiger werden für den Klimaschutz, die biologische Vielfalt und damit das Gemeinwohl. „Und natürlich benötigen wir auch weiterhin den tollen nachwachsenden Werkstoff Holz, der in der Transformation unserer Wirtschaft zur Bioökonomie eine wichtige Rolle spielt.“

„Aus unserer Sicht wird sich das Berufsbild immer mehr erweitern, vom Pflanzen und Ernten hin zu anderen Tätigkeiten, wie zum Beispiel der Sicherung von Erholungsgebieten, zur Durchführung von Naturschutz- und Wasserrückhaltemaßnahmen und auch zum Monitoring vieler Waldfunktionen“ ist sich der BDF-Vorsitzende Ulrich Dohle sicher.


Hintergrundinformationen:
Unübersichtliche Personalsituation
Es gibt in Deutschland keine Institution, die verlässliche Zahlen zu den Beschäftigtengruppen im Wald- und Forstbereich erhebt, konstant auswertet oder gar Beschäftigungsprognosen vornimmt.
Diese Lücke hat der BDF erstmals mit einer bundesweiten Forstpersonalabfrage versucht zu schließen.

Personalabbau in der Vergangenheit
In seiner Clusterstudie ermittelte das bundeseigene Thünen-Institut von 2002 bis 2013 einen Rückgang der Gesamtbeschäftigten von 77.333 auf 67.993 um 12 Prozent. Für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten beträgt der Rückgang sogar fast ein Drittel (32%) von 47.600 auf 32.566.
Wenn Personalabbau über Nichteinstellung erfolgt, ist ein unausgeglichener Altersaufbau und ein hohes Durchschnittsalter der Beschäftigten eine Folge. So liegt nach dem Statistischen Bundesamt das Durchschnittsalter der Beschäftigten in Deutschland (2018) bei 44 Jahren. Die Forstwirtinnen und Meister in den öffentlichen Forstbetrieben sind nach den Erhebungen des BDF im Durchschnittalter zwischen 47 und 58 Jahren. Ausnahme ist Berlin mit 40 Jahren.
Das heißt der Bedarf an Neueinstellungen für ausgebildete Forstwirte und Forstwirtinnen wird in den nächsten Jahren zunehmen und er fällt in die Periode abnehmender Zahl von Schulabsolventinnen.

Forstpersonalabfrage des Bund Deutscher Forstleute
Die mangels Kooperation der zuständigen Stellen leider noch unvollständige Forstpersonalerhebung des BDF ergibt eine Zahl von 4.922 Forstwirtinnen und Forstwirtschaftsmeistern in zwölf öffentlichen Forstverwaltungen oder Forstbetrieben. Die Durchschnittsalter variieren zwischen 47 Jahren und 58 Jahren, liegen also deutlich über dem Durchschnittsalter der bundesdeutschen Beschäftigen von 44 Jahren. Ausnahme ist Berlin, dort sind die gut 130 Forstwirte des Landes im Schnitt 40 Jahre jung. Die Zahl der Auszubildenden in dreizehn Betrieben und Verwaltungen liegt bei rund 1.140 Personen. Der dem BDF mitgeteilte Einstellungsbedarf beträgt jährlich rund 344 Absolventen. Das heißt bei einer dreijährigen Ausbildung können alle Azubis übernommen werden. Die Lücke entsteht dadurch, dass der Bedarf an Forstwirten und Forstwirtinnen in vielen Forstunternehmen, privaten und kommunalen Forstbetrieben, die nicht oder kaum ausbilden, nicht gedeckt werden kann. Dazu kommt, dass nicht jeder ausgelernte Forstwirt im Beruf bleibt. Weitere Absolventen streben anschließend ein Studium an.
Genauere Erhebungen würden die vom BDF vermutete Lücke deutlicher machen. Lediglich der Betrieb ForstBW bildet mit jährlich 100 Ausbildungsstellen über dem eigenen Einstellungsbedarf von 40 Forstwirten aus.

Agentur für Arbeit
Anfang August ergab sich bei den offenen Stellen der Agentur für Arbeit ein uneinheitliches Bild:
Offene Stellen für Forstwirte und Forstwirtinnen lagen bei 595. Dazu 96 offene Forsthelfer-Stellen. 33 Meister wurden gesucht und 58 Forst-Maschinenführer. Unter der allgemeinen Suche „Forstwirtschaft“ ergab sich die hohe Zahl von 8.672 offenen Stellen, allerdings mit erheblichen Überschneidungen zu verwandten grünen Bereichen wie dem Garten- und Landschaftsbau.
Das ist ein hoher Anteil offener Stellen in einer Branche, für die das Thünen-Institut für 2013 rund 33.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und eine Gesamtbeschäftigtenzahl von rund 68.000 Personen festgestellt hat. Auch hier werden die Unschärfen sichtbar.

Hier die Pressemitteilung als PDF.