Mit dem Laubfall laufen jetzt überall in den deutschen Wäldern die Sä- und Pflanzarbeiten zur Wiederbewaldung der Schadensflächen und zum Umbau monostrukturierter Waldbestände in Mischwald.
„Die Schädigung unserer Wälder hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt, wenn auch etwas im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit, die sich verständlicherweise mehr auf die Flutkatastrophe richtete,“ weiß der Vorsitzende des Bundes Deutscher Forstleute (BDF) Ulrich Dohle. Insbesondere die Schäden durch den Borkenkäfer haben sich im vierten Jahr in Folge fast ungemindert fortgesetzt. „Haben die ersten drei Waldschadensjahre rd. 285.000 Hektar Freiflächen verursacht, so wird in diesem Jahr die Marke von dreihunderttausend Hektar mit Sicherheit überschritten“ so Dohle weiter. „Bei der Wiederbewaldung appellieren wir an alle Verantwortlichen, die Fehler der Vergangenheit durch einseitige Baumartenwahl nicht zu wiederholen, denn der Klimawandel zwingt uns zu deutlich naturnäherem Waldaufbau.“
Mit dem Beginn der großen Entwaldungen durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer Anfang 2018 stellte der Bund Deutscher Forstleute eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung fest, bei der Schadensbewältigung zu helfen. „Als sich 2019 die Plattform „Deutschland forstet auf“ gründete, haben wir diese Möglichkeit pflanzwilligen Bürgerinnen und Bürgern bei der unbürokratischen Vermittlung von Pflanzgelegenheiten zu helfen, sofort unterstützt“, erinnert sich BDF-Geschäftsführerin Ines von Keller. Die Online-Plattform „Deutschland Forstet Auf“ https://deutschland-forstet-auf.de vermittelt aktuell den Kontakt zu einem Dutzend Pflanzaktionen in Deutschland. „Wir freuen uns, dass sich die Plattform nicht nur als Vermittler von Pflanzaktionen zwischen Bürgern und Waldbesitzern sieht, auch Landwirten werden Angebote für die Vermittlung von Agro-Forst-Projekten – also der Integration von Baum- und Heckenpflanzungen in Agrarflächen- gemacht und Unternehmen, die sich engagieren wollen, können über die Plattform Partner finden“, schildert Ines von Keller den erweiterten Ansatz der Plattform.
Ein weiterer Anbieter von gemeinnützigen Aufforstungs- und Waldpflegeprojekten ist der im Zuge des Waldsterbens 1987 gegründete Verein „Bergwaldprojekt“ https://www.bergwaldprojekt.de. An 80 Projektstandorten bietet der Verein allein in Deutschland Einsatzmöglichkeiten für Freiwillige und auch Unternehmen in Zusammenarbeit mit örtlichen Waldbesitzern und Forstbetrieben an. „Auch das Bergwaldprojekt ist für uns ein großartiges Beispiel von nachhaltigem bürgerschaftlichem Engagement für den Wald, bei dem alle Beteiligten viel mitnehmen können“, so Geschäftsführerin von Keller. Die hier über eine Woche laufenden Aktionen werden für das Jahr 2022 in Kürze veröffentlicht. In diesem Jahr gibt es noch freie Plätze für eine Buchen-Pflanzaktion im niedersächsischen Solling.
Aber auch vor Ort gibt es deutschlandweit ungezählte Initiativen, die bei Aufforstungen und Waldvermehrung ihren Beitrag leisten. „Ein typisches Beispiel stellvertretend für viele, ist der Klimaschutzverein IKEO aus Ottersberg in der Nähe von Bremen“ https://ikeo-ev.de, weiß BDF-Pressereferent Rainer Städing. „Neben der Initiierung örtlicher Energiewende-Projekten forstet der Verein Brachen und andere Flächen gemeinschaftlich mit forstlicher Beratung auf“. Seit 2013 hat der Verein fünfzehntausend Bäume auf etwa vier Hektar gepflanzt, weitere dreizehn Hektar sind in Planung.
Auf einem Großteil der Waldfläche muss die Wiederbewaldung und die Waldentwicklung durch Prozesse der natürlichen Walddynamik gelingen. Leider funktioniert das aus unterschiedlichen Gründen nicht überall oder zumindest nicht zeitgerecht. Deshalb benötigen unsere Wälder dort Unterstützung. „Unsere Mitglieder, Forstleute in der ganzen Bundesrepublik, wissen diese Hilfe sehr zu schätzen, zeigt sie doch, dass der Bevölkerung das Schicksal unserer Wälder nicht gleichgültig ist“, so Vorsitzender Ulrich Dohle, „Wir rufen gleichzeitig dazu auf, vermehrt vor allem heimische Laubbäume auch außerhalb der Wälder zu pflanzen, sei es im eigenen Garten, in Ortschaften und entlang von Wegen oder als Alleen an Straßen. Das ist Grün, welches künftig dringend gebraucht wird.“
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