Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat erstmals eine Umfrage an den forstlichen Universitäten und Hochschulen durchgeführt, um Informationen vor allem über die Zahl und Verteilung der Studierenden zu gewinnen. „Nach langen Jahren geringen Personalbedarfs, den wir auch einem kurzsichtigen Personalabbau in vielen Forstbetrieben und Forstverwaltungen zu verdanken haben, hat sich die Situation vollkommen gedreht“, weiß Ulrich Dohle, BDF-Bundesvorsitzender. „Es gibt derzeit einen Run auf die fertig werdenden Forststudentinnen und Forststudenten, der nach unserer Einschätzung noch Jahre anhalten wird.“
An vier Universitäten (Dresden, Göttingen, München und Freiburg) und fünf Hochschulen (Eberswalde, Erfurt, Göttingen, Weihenstephan, Rottenburg) studieren derzeit etwa 5-6.000 junge Leute, davon ein gutes Drittel Studentinnen, Forstwirtschaft im weitesten Sinne in zwölf Studienrichtungen bis zum Bachelor-Abschluss. „Leider bieten lediglich drei Hochschulen einen dualen Studiengang an“, bedauert Ulrich Dohle. „Es gibt nur gut einhundert solcher Studienplätze, allerdings mit steigender Tendenz.“ Für die stark praxisorientierten Forstberufe bietet ein duales Studium eine gute Verknüpfung von Theorie und Praxis, die Forstbetriebe binden Nachwuchs an sich und nicht zuletzt profitieren die dualen Studenten auch finanziell.
17 Masterstudiengänge für spätere wissenschaftliche Tätigkeit oder Managementaufgaben werden an den neun Einrichtungen werden von gut 1.700 Studenten besucht. „Wir haben auch nach berufsbegleitenden oder Aufbau-Studiengängen gefragt“, so Bundesvorsitzender Dohle. „Da sehen wir noch Entwicklungsbedarf. Ebenso bei der Zusammenarbeit mit anderen Forsthochschulen bzw. übergreifenden Studiengängen. So bietet lediglich eine Forstfakultät einen Master in Europäischer Forstwirtschaft zusammen mit einer finnischen Universität an.“
Der BDF empfiehlt allen Studieninteressierten mit Interesse für das Thema Wald und dessen Bewirtschaftung, Schutz und Erforschung, sich die Studienangebote der vorgenannten Einrichtungen anzuschauen. Jetzt ist Zeit für die Bewerbungen für das Sommersemester. „Die Forstbetriebe und Forstverwaltungen bieten ein abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld mit zumeist hoher Eigenverantwortung“, weiß Ulrich Dohle, der selbst Revierförster ist. „Die große Herausforderung für die jungen Försterinnen und Förster liegt in der Gestaltung der Wälder im Zeichen des Klimawandels – diese Herausforderung hat es so noch nie gegeben.“
Hintergrundinformationen:
Rund ein Flächendrittel der Bundesrepublik Deutschland sind Wald. Eine Vielzahl öffentlicher und privater Waldbesitzer mit zum Teil sehr großem und auch wieder extrem kleinem Waldbesitz ist charakteristisch für die Waldbesitzstruktur. Ein Großteil der Wälder werden von Forstleuten betreut und/oder bewirtschaftet. Aufgrund eines ungleichmäßigen Altersaufbaues (demografischer Wandel) ist noch einige Jahre mit einem erhöhten Bedarf an ausgebildetem Forstpersonal zu rechnen.
Der Bachelor of Science
Beim Studium der Forstwirtschaft oder Forstwissenschaft, egal ob an einer Fachhochschule, einer Hochschule oder Universität erwirbt man zunächst den Bachelor of Science als ersten Abschluss. Dieser ist Grundlage für den Eintritt in die klassische Försterlaufbahn (Revierförsterin/Revierförster) zumindest in den öffentlichen Forstbetrieben oder -Verwaltungen.
Försterin ist nicht gleich Försterin – die Tätigkeit als Revierförsterin ist in der Öffentlichkeit immer noch am bekanntesten. Gleichzeitig gibt es viele Spezialisierungen im Innendienst, wie Verwaltung, Forst-IT, Versuchswesen. Auch im Außendienst gibt es verschiedenste Tätigkeiten, neben dem Revierdienst gibt es Maschineneinsatzleitung, Waldökologie, Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit und anderes mehr.
Ausgebildete Forstwirtschaftsmeister erlangen seit 2014 zwar automatisch den sogenannten Bachelor Professional, damit können sie aber bis auf Ausnahmen nicht automatisch die vorgenannten Tätigkeiten ausüben.
Der Master of Science
Das Masterstudium, Master of Science, ursprünglich den Universitäten vorbehalten, bieten mittlerweile alle neun Studieneinrichtungen mit teilweise unterschiedlicher Ausrichtung/Spezialisierung an. Zumeist soll der Master für Leitungs- und Managementaufgaben qualifizieren. Ebenso für Tätigkeiten in der Forschung, sei es an den Hochschulen selbst (Lehre und Forschung) oder an dem halben Dutzend forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalten des Bundes und der Länder.
Weites Berufsfeld
Daneben gibt es für Absolventen mit BSc oder MSc ein nicht unerhebliches Angebot an Arbeitsplätzen in anderen Verwaltungen (Grünflächenämter, Wald- und Naturschutzbehörden) sowie in Wirtschaftsunternehmen, wie reinen Forstdienstleistungsunternehmen, Unternehmen der Holzwirtschaft aber auch Windenergieunternehmen oder Serviceunternehmen für die Pflege/Freihaltung von Verkehrs- und Schienentrassen. Auf länderübergreifende Tätigkeitsfelder weisen die Studiengänge mit internationalem Bezug hin.
Stadtgrün - ein Sonderfall?
Den besonderen Anforderungen an städtisches Grün, Stadtbäume und Baumpflege nimmt sich die HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen mit einem Bachelor-Studiengang „Arboristik“ und einem Master-Studiengang „Urbanes Baum- und Waldmanagement“ an.
Übersicht der angebotenen Studiengänge an den neun forstlichen Studieneinrichtungen in der Bundesrepublik
Bachelor-Studiengänge
Fachhochschule Erfurt - BSc Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement
Fachhochschule Erfurt - BSc Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement_Dual
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - Forstwirtschaft BSc
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - International Forest Ecosystem Management BSc
Hochschule Rottenburg - BSc Forstwirtschaft
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf - Forstingenieurwesen BSc
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf - Forstingenieurwesen BSc Dual
TU München - BSc Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement
TU Dresden - BSc Forstwissenschaften
Universität Freiburg - B.Sc. Waldwirtschaft und Umwelt
Universität Freiburg - B.Sc. Waldwissenschaften
Universität Göttingen - BSc Forstwissenschaften & Waldkökologie
HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen - BSc Arboristik
HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen - BSc Forstwirtschaft
HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen - BSc Forstwirtschaft Dual
Master-Studiengänge
Fachhochschule Erfurt - Management von Forstbetrieben
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - Forest Information Technology MSc
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - Forest System Transformation MSc
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - Global Change Management MSc
Hochschule Rottenburg - MSc Forstwirtschaft
Hochschule Weihenstephan Triesdorf - MSc Internat. Management of Forest Industries
Hochschule Weihenstephan Triesdorf - MSc Climate Change Management
TU München - Forst- und Holzwissenschaft M.Sc. (auch in Teilzeit)
TU München - Sustainable Resource Management M.Sc.
TU Dresden - MSc Forstwissenschaften
TU Dresden - MSc Tropical Forestry
Universität Freiburg - MSc Forest Sciences/Forstwissenschaften
Universität Göttingen - MSc Forstwissenschaften und Waldökologie
Universität Göttingen - MSc Forest Ecosystems Sciences
Universität Göttingen - MSc Sustainable Forest and Nature Management
HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen - MSc Urbanes Baum- und Waldmanagement
Die Universität Freiburg bietet darüber hinaus zusammen mit der finnischen Universität Joensuu einen Masterstudiengang European Forestry an.
Stand der Auswertung: 2022