09. September 2023
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Natürliche Wiederbewaldung

Neuartiger Demowald im Westerwald

Der Bund Deutscher Forstleute empfiehlt einen neuen Demonstrationsparcours zum Thema „Ökologische Wiederbewaldung“, den das rheinland-pfälzische Forstamt Hachenburg im Westerwald angelegt hat. Auf dem Pfad lässt sich die natürliche Waldentwicklung nach Waldschäden mit geringen Anteilen von zusätzlicher Baumpflanzung beobachten.

„Die ältesten Waldbilder sind vor dreißig Jahren nach den Stürmen Vivian und Wiebke (1990) entstanden und zeigen heute baumartenreiche Mischwälder mit vielen Pionier- und Lichtbaumarten“, so BDF-Pressereferent Rainer Städing, der sich vor Ort informiert hat. „Besonders beeindruckend ist jedoch zu sehen, wie sich bereits drei Jahre nach dem Absterben des Fichtenwaldes Baumverjüngung mit über einem halben Dutzend Baumarten von selbst einstellt.“ Lediglich Buchen sind einige Jahre vor dem einsetzenden Fichtensterben in Gruppen verteilt gepflanzt worden. Nach diesem besonderen rheinland-pfälzischen Modell sind im sich entwickelnden Pionierwald bereits Schattenbaumarten vorhanden, die von selbst erst nach vielen Jahrzehnten einwandern würden. „Wir empfehlen allen, die sich mit der Wiederbewaldung von großen Schadflächen befassen, die Besichtigung dieses Demo-Parcours“, so der BDF-Bundesvorsitzende Ulrich Dohle. „Mit einer Kombination von Baumpflanzung und viel sukzessionaler Entwicklung wird eine Baumarten- und Strukturvielfalt geschaffen, die unter den gegebenen Bedingungen gute Voraussetzung für die Entwicklung stabiler und naturnaher Dauerwälder bietet.“

Am 6. Oktober 2023 findet eine Tagesexkursion auf dem Demo-Pfad statt, zu dem sich Interessierte noch anmelden können. Weiterhin ist der Demo-Parcours dauerhaft für Gruppen zugänglich. Anmeldung über bildung@wald-rlp.de oder telefonisch 02662-9547-800. Weitere Informationen und Kontakte auch unter waldbildungzentrum.wald.rlp.de.


Hintergrund

Seit 2018 bis heute wird sich die Waldschadensfläche durch Stürme, Sommerdürren und Borkenkäferkalamitäten um 600.000 Hektar bewegen. Kritik- und Diskussionspunkte sind die Art der Wiederbewaldung, die Wahl der Baumarten sowie die Entnahme der abgestorbenen Bäume, die zu Überhitzung der Kahlflächen führe. Auch der Umgang mit dem Waldboden durch Befahrung und intensive Räumung des Oberbodens sowie des Restholzes geben Anlass zur Diskussion. Der Demo-Pfad liefert hier praktische Anregungen für das Ökosystem schonendes Vorgehen.

Die Waldschäden in Rheinland-Pfalz belaufen sich lt. Aussage von Staatssekretär Dr. Erwin Manz am 25.7.2023 auf 40.000 Hektar. In Rheinland-Pfalz ist der Westerwald laut Manz der Schadens-Hotspot. Bedingt durch die Waldstrukturen gibt es viele kleinere Schadflächen inmitten der Wälder. Dadurch erfolgt die sukzessionale Waldentwicklung durch Samenverbreitung aus den intakten Nachbarwäldern relativ schnell.

Unter Sukzession wird die natürliche Waldentwicklung nach einer waldfreien Phase bezeichnet. Dies können Phänomene wie Kahlschläge, Stürme, Insektenkalamitäten, Lawinen und anderes mehr sein. Die sukzessionale Waldentwicklung endet im sogenannten Schluss- oder Klimaxwald.

Pionierbaumarten sind anspruchslose und schnellwachsende Erstbesiedler mit vielen sich weit verbreitenden Samen, die fast überall keimen können. Pioniere sind in unseren Breiten besonders die Birke, Aspe, Weidenarten und Vogelbeere.

Im feucht-schattigen, windberuhigten Waldinnenklima des Pionierwaldes können sich weitere Baumarten einstellen, die nach dem Verschwinden der kurzlebigen Pionierbäume (< 100 Jahre) die weitere Waldentwicklung übernehmen.

Der Dauerwald-Gedanke wurde vor 100 Jahren vom Eberswalder Forstprofessor Alfred Möller formuliert. Möller, der drei Jahre im komplexen System des Amazonas-Regenwald geforscht hatte, formulierte als erster die Idee, den Wald als einen Gesamtorganismus zu betrachten und ihn zu nutzen, ohne ihn zu beeinträchtigen. Siehe auch Dauerwald-Presseinformation 03/2022 unter bdf-online.de/presse

 

Der BDF hat in den letzten Jahren Dauerwälder als Waldgebiete des Jahres ausgerufen. Im Jahr 2022 die Erdmannwälder im niedersächsischen Landkreis Diepholz und in diesem Jahr den Choriner Wald im brandenburgischen Landkreis Barnim (www.waldgebiet-des-jahres.de).

Grund für die Ausrufung dieser Wälder, ist die Tatsache, dass sie, wie auch andere Dauerwälder in den letzten fünf Waldschadensjahren ihre Beständigkeit und Resilienz deutlich unter Beweis gestellt haben. Damit sind sie für eine Zukunft im Klimawandel bereits jetzt gut aufgestellt.

Hier die Pressemitteilung als PDF.