03. August 2021

Heimisches Holz als Baustein einer nachhaltigen Wirtschaft

BDF fordert mehr Anstrengung für langlebige Holzverwendung

Der Bund Deutscher Forstleute hält es auch weiterhin für sinnvoll, Holz aus den heimischen Wäldern zu nutzen. „Wir wissen eigentlich alle, dass Bäume - mit Augenmaß geerntet und intelligent verwendet - der langlebige Bio-Baustoff schlechthin sind. Dieser uralte Werkstoff muss in einer künftigen Bioökonomie eine möglichst dauerhafte Verwendung finden.“ fordert Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. Dafür will der BDF eine Bevorzugung von Holz gegenüber klimaschädlichen und energiefressenden Baumaterialien über eine Ökobilanz erreichen. So seien alleine bei der CO2-Bilanz Einsparungen bis über 70 Prozent an Holz-Gebäuden nachgewiesen worden. Je langlebiger zum Beispiel Holzhäuser und -möbel sind, umso länger binden sie Kohlendioxid „So benötigen wir weniger Holz als bei den derzeitigen Wegwerfmöbeln“, so Ulrich Dohle. „Daher fordern wir von der zukünftigen Bundesregierung nicht nur eine verbindliche Ökobilanzierung beim Bauen, sondern bessere Rahmenbedingungen für das Bauen mit Holz und die besondere Berücksichtigung beim verstärkt notwendigen sozialen Wohnungsbau.“ Mit seiner Bundesimmobilienanstalt soll der Bund Vorreiter beim Holzbau werden und gleichzeitig die Forschung für sparsame und innovative Holzverwendung verstärkt fördern. „Was wir ablehnen ist, dass ganze Wälder verheizt oder zu Zellstoff verarbeitet werden, wie man es von anderswo kennt. Dafür kommen von den hierzulande geernteten Bäumen nur Resthölzer aus dem Wald und insbesondere den Sägewerken infrage. Auch bei der Recyclingquote von Althölzern ist in Deutschland noch sehr viel Luft nach oben“, erteilt Dohle der kurzlebigen Nutzung von Holz eine Absage. „Ebenso halten wir den überzogenen Holzexport zu Lasten der einheimischen Bauwirtschaft für ökologisch und volkswirtschaftlich fragwürdig und daher ein verfehltes Wirtschaftsgebaren.“

Die Wälder in Deutschland stehen vor enormen Herausforderungen. Oft entstanden als Wiederaufforstung in übernutzten Gebieten aus Angst vor drohender Holznot, haben sich die gesellschaftlichen Anforderungen an die Wälder enorm gewandelt. „Die heute von uns Forstleuten betreuten Wälder sollen schön und erholungstauglich sein, die Anforderungen an Naturnähe und Artenvielfalt steigen zu Recht und die zunehmende klimaschützende Wirkung betrifft den globalen Klimawandel gleichermaßen wie das Lokalklima vor Ort“, weiß Ulrich Dohle, Vorsitzender der Forstgewerkschaft Bund Deutscher Forstleute (BDF). „Kurz – unsere Lebensqualität hängt immer mehr von vielgestaltigen Wäldern ab.“ Das schließt für die Forstgewerkschaft die Nutzung von Bäumen keineswegs aus. „Die Herausforderung an uns Försterinnen und Förster besteht immer mehr darin, die vielen Ansprüche an den Wald umzusetzen und zu managen“, beurteilt Dohle die künftigen Ansprüche.

Der Bund Deutscher Forstleute spricht sich für die verstärkte Förderung des umweltfreundlichen und in Deutschland nachhaltig genutzten Naturprodukts Holz durch folgende Maßnahmen aus:

  1. durch eine vorrangig dauerhafte und stoffliche Verwendung des nachwachsenden Werkstoffes Holz.
     
  2. die gesetzliche Bevorzugung von Holz gegenüber klimaschädlichen, energieintensiven Baumaterialien. Dies könnte beispielsweise durch eine Ökobilanzierung, eine
    Holzbauquote und eine Selbstverpflichtung für Bauprojekte von Bund und Länder und Kommunen erfolgen.
     
  3. bessere Rahmenbedingungen für Aufstockung, Nachverdichtung und mehrgeschossigen Holzbau zur Schaffung bezahlbaren Wohnraumes. Entsprechende Anpassung der Förderprogramme zum sozialen Wohnungsbau.
     
  4. die öffentliche Hand wird Vorreiterin beim Holzbau. Auf Bundesebene geht die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Bauherrin des Bundes voran. Die Bundesländer werden angehalten mit eigenen Konzepten - wie etwa in Baden-Württemberg - zu folgen.
     
  5. eine verstärkte Forschungsoffensive für Holzverwendung aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Das betrifft zum Beispiel neue Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Laubbäume, die in den zukünftigen Mischwäldern verstärkt anfallen werden; die Weiterentwicklung der sogenannten Kaskadennutzung, die Holz möglichst lange im Verwendungszyklus hält und die ökologische Unbedenklichkeit von Holzprodukten in einer umweltfreundlichen Kreislaufwirtschaft.

Holz als Werkstoff für eine klimafreundliche Bioökonomie speichert in langlebigen Holzprodukten rund eine Tonne Kohlendioxid pro Kubikmeter Holz. Weitere Emissionen entfallen durch Einsparung von Beton und Stahl. Damit verbessert Wald in Summe die nationale Treibhausgasbilanz um immerhin 14 Prozent. Holz ist jedoch nur begrenzt verfügbar, daher sollte es sparsam, möglichst dauerhaft und mehrfach verwendet werden.

 

Hintergrundinfo Holzeinschlag und Bauen mit Waldholz in Deutschland

2010 bis 2017 - 0,65 Kubikmeter Holzernte je Einwohner

Der jährliche Holzeinschlag liegt zwischen 52 und 56 Mio. Kubikmeter Holz.

Regulär werden etwa 1/5 Laubbäume und 4/5 Nadelbäume genutzt

Das sind rund 11-12 Mio. cbm Laubhölzer, wie Buche und Eiche und 40-44 Mio. cbm Nadelbäume wie Fichte, Kiefer, Douglasie, Lärche.

Quelle: FNR/Stat. Bundesamt.

2018 bis 2020 – Holzernte steigt bis auf fast 1 Kubikmeter je Einwohner, Dreiviertel davon sind Katastrophenholz

2018: Der Holzeinschlag steigt auf 64,6 Mio. Kubikmeter Holz, davon 31,9 Mio. cbm Schadholz.

2019: Der Holzeinschlag steigt auf 68.9 Mio. Kubikmeter Holz, davon 46,2 MIo. cbm Schadholz.

2020: Der Holzeinschlag steigert sich auf 80,4 Mio. Kubikmeter Holz, davon 60,1 Mio. cbm Schadholz.      Die Laubbaumnutzung sinkt auf rund 10 Mio. cbm.

Quelle: FNR/Stat. Bundesamt

Nadelbäume werden stark überproportional genutzt

Laut Bundeswaldinventur gab es im Jahr 2012 rund 54 Prozent Nadelbäume und 44 Prozent Laubbäume in deutsche Wäldern. (Quelle: BWI 3, Thünen-Institut).

Aufgrund des stärkeren Wachstums werden vom jährlichen Holzeinschlag in unseren Wäldern rund 80 Prozent Nadelholz und lediglich 20 Prozent Laubholz eingeschlagen. (Quelle: FNR/Stat. Bundesamt)

Nadelbäume sind derzeit die Grundlage für das Bauen mit Holz

Etwa 35 Mio. Kubikmeter der in normalen Jahren genutzten Nadelbäume werden als Stammholz in den Sägewerken zu Bauholz und ähnlichen Produkten aufgesägt. Das sind die Baumarten Fichte, Kiefer, Douglasie, Lärche, Tanne.

Dagegen werden lediglich etwa 2,5 Mill. Kubikmeter Laubholz, vor allem Eichen- und Buchenstämme, in Sägewerken insbesondere zu Möbelholz und anderen Produkten verarbeitet.

Quelle: FNR, Stat. Bundesamt

Renaissance des Holzbaues

Die Vorurteile und Widerstände gegen das Bauen mit Holz, die in vielen Bau- und Statikvorschriften verankert waren, konnten in den letzten Jahrzehnten Schritt für Schritt abgebaut werden.

Bauen mit Holz ist in Deutschland und weltweit auf dem Vormarsch.

Der Bund Dt. Zimmermeister meldet in seinem Lagebericht 2021, dass die Holzbauquote in Deutschland für Wohn- und Nichtwohngebäude im vergangenen Jahr erstmals die 20 Prozent-Quote überschritten habe.

Nord-Süd-Gefälle beim Holzbau

Die fünf südlichen Bundesländer weisen eine Holzbauquote von deutlich über 20 Prozent auf. In Baden-Württemberg ist ein Drittel der genehmigten Wohngebäude in 2020 Holzbauten. Schlusslicht ist Niedersachsen mit einer Holzbauquote von lediglich 10.9 Prozent, wenn man die Stadtstaaten nicht betrachtet. (Quelle: Lagebericht 2021, Zimmermeisterverband)

Grafiken zum Holzeinschlag und zur Holzbauquote finden Sie unter mediathek.fnr.de/grafiken/daten-und-fakten/forstwirtschaft.html

Umweltfreundlichkeit des Holzbaues belegt

Die Technische Universität München erstellte 2011/2012 für fünf größere Gebäude in Holzbauweise eine umfangreiche Ökobilanzierung der Herstellung, der Unterhaltung und der Entsorgung am Ende des Lebenszyklus im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen. Dabei lag der Primärenergieverbrauch um rund 50 Prozent niedriger; das Gewicht der Holzgebäude lag bei nur 50 bis 65 Prozent, also reduziertem Herstellungs- und Transportaufwand; das Treibhauspotential lag bei den Holzbauweisen um rund 60 bis 70 Prozent niedriger. (Quelle: Bauen mit Holz, DBU; proHolz Austria).

Holzbau und Gesundheit

Der häufige Bau von Kindergärten in Holzbauweise belegt die positive Konnotation von Holzbauweisen und Gesundheit. Für Schulkinder wurde eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit in Holzräumen festgestellt. Holz wirkt auf verschiedene Weisen antibakteriell.

Quelle: Metastudie „Holz und Wohlbefinden“, TU München mit proholz Bayern bei Informationsdienst Holz

Nachhaltige Nutzung

Den energetisch aufwändigen Baustoffen wie Zement, Aluminium und Stahl, den begrenzten Ressourcen von Bauxit aber auch Sand als wichtigem Zuschlagstoff für Beton, steht Holz als sonnengespeister nachwachsender Rohstoff mit einem geringen Energieverbrauch gegenüber.

Nachhaltig können aus Wäldern jedoch nur begrenzte Mengen entnommen werden.

In einer Studie identifizierte das Umweltbundesamt 2016 vier „Handlungsfelder für gesunde Wälder und nachhaltige Holznutzung“ und lieferte damit einen wichtigen Diskussionsbeitrag zum Thema.                                 

Quelle: UBA, Umweltschutz, Wald und nachhaltige Holznutzung in Deutschland“

Beispielhafte Projekte und Initiativen zum Bauen mit Holz

Bauhaus der Erde - gegründet im April 2021 von Prof. Schellnhuber, ehemaliger Leiter des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.  Ziel ist eine globale Transformation des Bauens, welches für 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen steht.    www.bauhausdererde.de

Holzbau-Offensive Baden-Württemberg - www.holzbauoffensivebw.de

Proholz Bayern – www.proholz-bayern.de

Prinz-Eugen-Park, München – hier entsteht eine der größten Holzbausiedlungen in Europa – www.prinzeugenpark.de

Das höchste Holzgebäude in Deutschland entsteht mit 65 Meter Höhe für 128 Wohnungen bis 2023 in Hamburg – www.roots-hamburg.de

Sozialer Wohnungsbau in Holz findet an vielen Orten statt. So zum Beispiel in Graz und in Burghausen. Hier kommen Vorfertigungen und Modulbauweisen zum Einsatz. Quelle: www.graz.at, Holzwohnbau Hummelkaserne;  www.wohnbau-burghausen.de

 

 

Den gesamten Forderungskatalog für die Bundestagswahl finden Sie hier

Daten und Fakten zum Einschlag und zur Nutzung von Waldholz finden Sie hier