28. August 2019

Pressemitteilung

Ein Plan für den Wald - Natur mit Försterhand

Vor sechs Wochen hat der Bund Deutscher Forstleute (BDF) angesichts des „Waldsterbens 2.0“ den Klimanotstand für den Wald ausgerufen. Leider gilt das mittlerweile weltweit. Der Wald ist eigentlich der Klimaretter schlechthin. Jetzt muss er selbst gerettet werden. Abwarten hilft dabei wenig. Denn dann schreitet der Klimawandel noch stärker voran. Wir brauchen nun eine schlüssige Strategie. Einen Marshall-Plan für den Wald.

Nach dem Begründer des Begriffs der Nachhaltigkeit legt der BDF für den Wald in Deutschland mit dem Carlowitz-Plan Ideen und Forderungen zu seiner Rettung vor. Denn einen Masterplan als ganzheitliche oder einzige Lösung für alle Zeiten wird es wegen der laufenden Dynamik nicht geben. Viele Fragen sind noch offen. Aber es geht darum, nun die besten Rahmenbedingungen für den Wald zu schaffen. Das ist Aufgabe der Politik. Dann kann sich die Natur entwickeln. Mit umsichtiger Hilfe der Forstleute.

Der Wald brennt und stirbt. Und das weltweit. In Ausmaßen, die man sich kaum vorstellen kann. Jeden Tag wird ein neuer Brandherd bekannt. Da ist das Waldsterben in Deutschland fast schon klein. Doch der Wald ist auch in Deutschland systemrelevant. Er erfüllt wichtige Funktionen für den Naturhaushalt und damit die Daseinsvorsorge der ganzen Gesellschaft. Er ist unser Klimaretter aber bedarf nun selbst der Rettung. Die Hände in den Schoß zu legen, ist die schlechteste Lösung. Dann wird der Klimawandel weiter beschleunigt und die Waldökosysteme geraten weiter unter Druck und werden sich weiter auflösen. In einer dicht besiedelten Kulturlandschaft mit über 80 Millionen Einwohnern ist das keine erstrebenswerte Option.

„Viele Forstleute und WaldbesitzerInnen stehen in diesen Tagen vor den Trümmern jahrelanger Arbeit und dem Engagement von Generationen. In wenigen Wochen und Monaten haben Stürme, Dürre und in der Folge Insekten und andere Organismen ganze Lebenswelten zerstört. Gewissheiten sind quasi über Nacht zerplatzt. Nicht nur die naturfernen Nadelbaumreinbestände lösen sich auf. Auch in den naturnahen Laubwäldern sterben flächenweise die Altbäume. Die Buche -der Mutterbaum unserer Wälder- vertrocknet in so nicht erwartetem Maße“, so Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender des BDF.

„Erst wollte lange niemand die Botschaft über die Probleme im Wald hören. Jetzt ist der Wald plötzlich Wahlkampfthema und jeder hat eine Idee dazu. Solange diese konstruktiv, konsensorientiert und zielführend sind, werden sie unseren Wäldern auch weiterhelfen. Wir haben die Erwartung, dass der Wald auch nach den Wahlen im Fokus der Politik bleibt!“, so Dohle weiter.

In der jetzigen Situation geht es zunächst darum, Schadensbegrenzung zu betreiben und die Regenerationsfähigkeit unserer Walder zu erhalten, um sie fit zu machen für den erwarteten weiter fortschreitenden Klimawandel.

„Für den Wald benötigen wir eine Art Marshall-Plan. Der BDF hat seine Ideen dazu daher im Carlowitz-Plan zusammengefasst. Frei nach dem Vordenker des Begriffs der Nachhaltigkeit – Hans Carl v. Carlowitz, der vor 306 Jahren auch in einer Katastrophenzeit für den Wald seine Leitlinien niedergeschrieben hat“, erläutert Dohle.

Der Carlowitz-Plan lässt sich in 10 Punkten kurz zusammenfassen:

1.  1 Mrd. junge Bäume für den Wald zur Wiederbewaldung der Kahlflächen

2.  Waldumbau und Waldmehrung konsequenter vorantreiben

3.  Waldfreundliche Jagd gewährleisten

4.  10.000 Forstleute für den Wald zusätzlich

5.  Bildung eines Schwerpunktes Klima- und Naturwaldforschung in der Forstwissenschaft

     Überprüfung der Waldbaukonzepte auf ihre Zukunftstauglichkeit

6.  Gründung eines Bundesamtes für Wald

7.  Gewährleistung der öffentlich finanzierten forstlichen Betreuung des (Klein -)Privatwaldes

8.  Anteil der stofflichen Nutzung von Holz erhöhen

9.  Klimabeitrag der Forst- und Holzwirtschaft

10. Fazit: Mindestens 2 Mrd. € für den Wald aus Bundesmitteln für die nächsten 10 Jahre.

 

Dabei ist klar, dass einige Punkt eine Generationenaufgabe sind und einen langen Atem erfordern. Aber es muss jetzt damit begonnen werden! Klar ist auch, dass dies die Forstleute nicht allein schaffen. Qualitätsvoller Waldbau ist kein einfaches Kochrezept sondern benötigt Herz, Hand und Verstand. Die Forstleute vertrauen auch weiterhin auf die Kraft der Natur und nutzen dabei selbstverständlich auch die Dynamik zur natürlichen Waldentwicklung. Der Wald ist kein Acker und wird nicht bis an den Rand bestellt. Weil vieles noch so unklar ist in der Zukunft, muss das Risiko gut verteilt werden. In der Vielfalt liegt die Lösung. Das ist auch Aufgabe der zu verstärkenden walbezogenen Klimaforschung. Welche Baumarten oder verwandten Herkünfte sind langfristig geeignet? Was sind die ökologischen Risiken? Ein zentrales Bundesamt für den Wald könnte viele strategische Aufgaben bündeln.

In der nächsten Pflanzsaison ab Herbst wird es auf Teilflächen auch schon um die Wiederbewaldung gehen. Die neuen Bäume werden aber nur dann erfolgreich gedeihen, wenn gleichzeitig flächendeckend eine waldfreundliche Jagd durchgesetzt wird und dadurch dass Wild die jungen Pflänzchen nicht gleich wieder auffrisst. Der BDF appelliert daher eindringlich an die Jägerschaft, dieser großen gesellschaftlichen Verantwortung ernsthaft gerecht zu werden!

„Um die vor uns liegenden großen Herausforderungen zu bewältigen, brauchen wir aber auch wieder mehr Forstpersonal in unseren Wäldern. In den letzten Jahrzehnten wurde etwa die Hälfte des Forstpersonals abgebaut. Diese Entwicklung muss umgekehrt werden. Geld alleine wird es nicht richten. Irgendjemand muss die notwendigen Maßnahmen auch umsetzen!“, so Dohle abschließend.

Die Politik hat nun die Aufgabe, die vielen guten Ideen für den Wald zu bündeln und einen langen Atem zu beweisen. Der Nationale Waldgipfel ist dazu guter Anlass und hoffentlich nicht nur Wahlkampfgetöse. Das hätte der Wald nicht verdient!

Der Carlowitzplan
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