11. April 2022

Wenn die Bürger in die Wälder strömen

Forstgewerkschaft fordert mehr Ranger im Wald

Wenn das Osterwetter hält, was es verspricht, werden die Deutschen mehr denn je die Wälder aufsuchen, um dort den Frühling zu genießen. Der Bund Deutscher Forstleute (BDF), dessen Mitglieder überall in Deutschlands Wäldern tätig sind, begrüßt diesen Trend.

„Das Waldbetretungsrecht ermöglicht allen Bürgern, alle Wälder zu betreten und für die Erholung zu nutzen. Das ist besonders mit Blick auf die Gesundheitswirkungen für Körper und Seele eine tolle Möglichkeit“, betont der BDF-Bundesvorsitzende Ulrich Dohle. “Während der Corona-Pandemie haben viele Bürger den Wald für sich entdeckt und die Zahl der Waldbesuche hat sich geschätzt verdoppelt bis verdreifacht.“ Dieser für den BDF positive Trend traf allerdings in besonders attraktiven Waldgebieten auf eine unzureichende Infrastruktur und führte hier und da zu Konflikten. „Wir brauchen in den stark besuchten Wäldern und zu den Stoßzeiten an Feiertagen und Wochenenden, Ranger im Wald, die ansprechbar und erkennbar vor Ort informierend und lenkend im Einsatz sind“, so Ulrich Dohle weiter. “Denn der Trend, vermehrt in die Wälder zu gehen, wird bleiben.“

Während Ranger zum positiven Bild eines jeden Nationalparks gehören, gibt es sie in anderen viel besuchten Landschaften nur selten. Ein gutes Beispiel sieht die Forstleutegewerkschaft in Nordrhein-Westfalen: Beginnend im Rothaargebirge setzt der dortige Landesbetrieb "Wald und Holz NRW" seit 2003 zunehmend Ranger als Mittler zwischen Mensch und Natur ein. „Diese Ranger sind zumeist Forstwirte und Forstwirtschaftsmeister mit entsprechender Zusatzqualifikation. Fest angestellt und professionell sorgen sie sich um den Erhalt der Erholungseinrichtungen, achten auf die Einhaltung der Regeln im Wald und vor allem sind sie ansprechbar und man kann sie für Führungen und Wanderungen buchen“, weist Dohle auf das erfolgreiche Projekt hin. „Wo es sie gibt, sind sie bekannt, haben sich etabliert und sind nicht mehr wegzudenken.“ Nach Informationen des BDF wächst die Zahl der Ranger außerhalb von Nationalparken stetig, da die Gemeinden und Städte und auch die Naturschutzverwaltungen ebenfalls Bedarf haben. Derzeit gibt es beim Forstbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen ein Dutzend Ranger mit steigender Tendenz, die Personalkosten teilen sich dabei die örtlichen Kommunen und der Landesbetrieb Wald und Holz NRW.

 

Hintergrund:

1,5 Mrd. Waldbesuche vor Corona haben sich mindestens verdoppelt

Zum Internationalen Jahr der Wälder im Jahr 2011 stellte das Bundeslandwirtschaftsministerium über Umfragen fest, dass jährlich 1,5 Milliarden Waldbesuche stattfinden. Während der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Waldbesuche verdoppelt bis verdreifacht. So wurde im Bonner Kottenforst eine Zunahme der Waldbesucher um 140 Prozent gezählt. Hochgerechnet auf die Bundesrepublik wären das 3,6 Milliarden Waldbesuche im Jahr. Jeder Deutsche wäre danach statistisch während der Corona-Pandemie über 40-mal im Wald gewesen.

Das Waldbetretungsrecht zum „Zwecke der Erholung“ (§14, Bundeswaldgesetz) wurde in den 1970er Jahren in den Waldgesetzen der Bundesländer verankert. Es erlaubt sowohl Wälder, die sich im öffentlichen Besitz befinden, als auch Privatwälder zu betreten. Wälder dürfen daher nur aus besonderem Grund, wie zeitlich begrenzt für Anpflanzungen und für Schutzgebiete, gesperrt oder eingezäunt werden. Das Betretungsrecht wird von den Bundesländern reguliert, wie das Verbot von Frühjahr bis Herbst Feuer zu machen bzw. zu Rauchen oder das Radfahren außerhalb von Wegen und natürlich in Schutzgebieten.

 

10.000 neue Forststellen für unsere Wälder …

... fordert der Bund Deutscher Forstleute aus Sicht seiner Mitglieder als Antwort auf den jahrzehntelangen, massiven Personalabbau, steigende Arbeitsbelastung und eine immer anspruchsvollere Waldbewirtschaftung in seinem Waldprogramm. Auch die Schutz- und Erholungsaufgaben der Wälder nehmen stetig zu und der BDF fordert auch hierfür eine entsprechende Personalausstattung. Von 1990 bis 2020 wurden bundesweit 60% des Forstpersonals abgebaut; allein in den letzten 10 Jahren 25.000 Vollzeitarbeitsplätze. „Ohne deutliche Personalmehrung in allen Berufsgruppen sind die steigenden Herausforderungen in den Wäldern - vom klimaresilienten Waldumbau bis hin zu ästhetisch anspruchsvollen Waldbildern für die Bevölkerung - nicht erfolgreich zu bewältigen“, ist Vorsitzender Ulrich Dohle überzeugt.

 

Das gute Beispiel: Die Ranger des Landesbetriebes Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen

Mit ihrem markanten Ranger-Hut sind mittlerweile zehn Ranger allein in Südwestfalen im Einsatz. Dort trifft man sie vor allem entlang der Premiumwanderwege. „Die Ranger von Wald und Holz NRW achten auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zum Schutz des Waldes und seiner Tiere und Pflanzen. Dabei passen sie auf, dass Hunde ordnungsgemäß geführt werden, dass kein Müll liegen bleibt und dass im Wald nicht geraucht oder Feuer angezündet wird. Auch das Betreten von gesperrten Waldflächen oder das unberechtigte Fahren im Wald wird von ihnen nicht geduldet. Den Anweisungen der Ranger ist Folge zu leisten.“ so heißt es im Merkblatt des Landesforstbetriebes. Das ist jedoch nur ein Teil der vielfältigen Aufgaben zu denen neben der Pflege von Wanderwegen und Erholungseinrichtungen auch die Besucherinformation gehört. Dazu werden Rangerführungen und Walderlebnis-Wanderungen angeboten. Weitere Ranger sind in Ostwestfalen-Lippe (Eggegebirge) und im Bielefelder Wald, sowie im Raum Soest-Sauerland im Einsatz. Zusätzliche Rangerstellen in Kooperation mit interessierten Kommunen sind in Vorbereitung.

Im Nationalpark Eifel beschäftigt der Landesbetrieb weitere 38 Ranger und Rangerinnen.

https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-erleben/ranger

Faltblatt Ranger Südwestfalen

 

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