03. Mai 2022

3. Mai Internationaler Tag des Waldkindergartens

Kinderwald ist überall

Verband der Forstleute plädiert für stärkere Förderung

Die ersten Jahre der Kindheit gelten als Zeitfenster mit besonderen Entwicklungs- und Lernchancen. Hier werden die Grundlagen für alle späteren Lernprozesse gelegt. Bei der frühkindlichen Bildung geht es um die Förderung der geistigen, moralischen, kulturellen und körperlichen Entwicklung von Kindern. Aus Sicht des Bundes Deutscher Forstleute (BDF) gilt das unstrittig auch für die Entwicklung der Kompetenzen von Kindern für den Wald und die Natur im Allgemeinen.

„In Waldkindergärten erleben Kinder die Natur mit vielen positiven Auswirkungen auf ihre frühkindliche Entwicklung“, so BDF-Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Wir begrüßen den ungebrochenen Trend zu immer mehr Waldkindergartengründungen in Deutschland.“ Unverständlich ist für den BDF, dass es immer noch umständliche Genehmigungsverfahren und Unverständnis für die Einrichtung von Waldkindergärten gibt. „Wenn man weiß, wie wenig Kindergartenplätze es gibt und wieviel der Bau neuer Kindergärten kostet, dann erstaunt es, dass Elterninitiativen oft die Kosten für den notwendigen Bauwagen als Unterkunft selbst bestreiten müssen“, so Dohle weiter. „Waldkindergärten müssen normaler Bestandteil der Kindergartenplanungen und -Investitionen werden. Selbst kleine Wälder oder Parkanlagen sind für unsere Kleinen schon ein riesiger Wald mit viel Entdeckungspotential, wenn man sie lässt.“ In seinem Waldprogramm fordert der BDF, dass die Kindergärten im Wald wie Regelkindergärten behandelt werden und dass die zuständigen Kommunen auch die Kosten für Bauwagen und Sicherung des Geländes übernehmen.

 

Hintergrund

Lediglich 2.000 Natur- und Waldkindergärten

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) gibt es 58.500 Kitas in Deutschland mit 3,8 Millionen Kindern, was einer Betreuungsquote der drei- bis sechsjährigen Kinder von über 90 Prozent entspricht. Die zweitausend Natur- und Waldkindergärten sind eine Schätzung, da es keine offizielle Erfassung gibt.

Standards in Entwicklung

Da es noch keine einheitlichen Standards für Waldkindergärten gibt, bemüht sich der Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten (BNW) um eine Zertifizierung für Waldkindergärten.

Öffentliche Hand engagiert sich wenig

Im Jahr 2013 befragte die Deutsche Wildtierstiftung 1.000 Waldkindergärten. Aus den 471 Rückmeldungen ergab sich, dass 73%, also fast drei Viertel aller Waldkindergärten, auf Basis von Elterninitiativen, Vereinen oder Verbänden betrieben werden. Lediglich 23 % der Einrichtungen waren demnach in der Hand von öffentlichen Trägern. www.deutschewildtierstiftung.de/naturbildung/strukturdaten-waldkindergaerten-in-deutschland).

Eigene Interessenvertretung

Die meisten Informationen über Waldkindergärten und ein Verzeichnis vieler der deutschlandweiten Einrichtungen bietet der Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten (https://www.bvnw.de/) Dort bekommen interessierte Eltern und Initiativen auch ehrenamtliche Beratung und Unterstützung.

Aus dem BDF-Waldprogramm

Jedes Kind soll mindestens einmal jährlich Zugang zum Wald und zu waldpädagogischen Angeboten haben. Dafür sind die forstlichen personellen Kapazitäten zu erweitern und die Schulbudgets aufzustocken.

Waldkindergärten werden wie Regeleinrichtungen behandelt. Die Kosten für Schutzwagen und laufende Sicherung der Waldgebiete übernehmen Länder und Kommunen.

Jedes Forstamt in Deutschland richtet mindestens ein Waldklassenzimmer ein, um Draußenlernen zu ermöglichen. Forschungsaufträge begleiten das Draußenlernen und entwickeln Standards.

Wälder werden zu Fuß, mit dem Rad und durch ÖPNV besser erreichbar. Schulbusse in den Wald werden gefördert. 

·        Die waldpädagogische Umweltbildung wird in den forstlichen Ausbildungs- und Studiengängen und in der Weiterbildung auf hohem fachlichem Niveau und interdisziplinär weiterentwickelt.

·        Nachhaltigkeit wird Unterrichtsfach an den Schulen.

·        Die zuständigen Bildungs- und Waldministerien entwickeln gemeinsam Standards und Unterstützung für (Wald-)Kindergärten, Waldpädagogik und Draußenlernen.