16. Juli 2019

Pressemitteilung

Klimakatastrophe: Forstleute rufen Klimanotstand für den Wald aus!

Forstleute, Waldbesitzer und Naturfreunde sind in großer Sorge darüber, was seit Anfang 2018 in unseren Wäldern passiert: Durch zunächst Schneebruch und Winterstürme und die anschließende Dürre sowie Borkenkäferbefall ist es zu einem dramatischen Baumsterben gekommen. Und ein Ende ist nicht absehbar! Der Wald ist seit fast zwei Jahren im extremen Klimastress und die Forstleute befinden sich im permanenten Katastrophenmodus. Weit über 100 Millionen Altbäume sind bereits abgestorben. Dazu kommen mehrere Millionen vertrocknete Jungpflanzen. Diese wurden in den vergangenen Jahren gepflanzt, um den Wald noch vielfältiger und stabiler zu machen. Aber auch Naturverjüngung ist betroffen. Der Bund Deutscher Forstleute fordert, dass in Bund und Ländern sofort alle Anstrengungen forciert und gebündelt werden. Für ein strategisches Maßnahmenpaket schlägt der BDF dazu den „Carlowitz-Plan“ vor. Dessen Maßnahmen sollen den Wald in all seinen Funktionen und als wichtige systemrelevante Lebensgrundlage und Erbe für uns Menschen erhalten!

 

Neben der Baumart Fichte, die bisher hauptsächlich unter der Dürre zu leiden hat, zeigt nun offenbar mit der Rotbuche auch die wichtigste Laubbaumart und „Mutter des Waldes“ in unseren Wäldern deutliche und regional sogar bestandesweite Absterbeerscheinungen. „Das ist besonders dramatisch! Auf die Rotbuche, unsere natürliche Hauptbaumart, hatten wir Forstleute beim notwendigen Waldumbau hin zu klimastabilen Wäldern in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich gesetzt“, so der BDF Bundesvorsitzende Ulrich Dohle. Hinzu kommt, dass durch Pilzerkrankungen an der Ulme und der Esche bereits zwei wichtige Baumarten in vielen Wäldern so gut wie verloren gegangen sind. Bei der Baumart Ahorn zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Mit entsprechenden negativen Folgen für die Artenvielfalt und die forstlichen Handlungsoptionen für die Zukunft.

„Während wir Forstleute seit fast zwei Jahren mit der Beseitigung der bisher eingetretenen Schäden beschäftigt sind -und ein Ende ist nicht absehbar- bleibt die wichtige Zukunftsaufgabe, die Wälder klimastabil zu entwickeln, vielfach auf der Strecke. Wir sind einfach zu wenige geworden, um die Lage noch zu beherrschen!“, macht Dohle auf den massiven Personalschwund im Wald in den vergangenen zwanzig Jahren aufmerksam, bei dem etwa 50% der Forstbeschäftigten abgebaut worden sind.

Bundeswaldministerin Julia Klöckner hatte vor wenigen Tagen die Ergebnisse der Studie der ETH Zürich aufgegriffen und ein massives Aufforstungsprogramm angekündigt. Der BDF fordert, diese Verlautbarung zeitnah in konkretes Regierungshandeln umzusetzen. Dazu müssen die erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen bereitgestellt werden.

„Das Gemeinwohl und die Daseinsvorsorge vor allem in den öffentlichen Wäldern müssen wieder deutlich in den Vordergrund rücken!“, konkretisiert Dohle die Forderungen. „Die starke erwerbswirtschaftliche Ausrichtung in den vergangenen zwei Jahrzehnten war eine politische Fehlentwicklung, die nun schnellstmöglich korrigiert werden muss!“ Bayern hat diesen Paradigmenwechsel für seinen Staatswald bereits eingeleitet. Andere Bundesländer müssen nun folgen!

Der Wald ist nicht nur Opfer des Klimawandels sondern er wird auch dringend gebraucht, um den Klimawandel abzumildern. Denn er ist als lebendiger Speicher von Sonnenenergie eine bedeutende CO2-Senke.

Der Umgang mit dem Waldsterben in den achtziger Jahren hat gezeigt, dass verantwortungsvolle und zielgerichtete Umweltpolitik dazu beitragen kann, prognostizierte Schäden abzuwehren. Wenngleich die Ursachen und Wirkungen in der aktuellen Klimadebatte wesentlich komplexer sind, so kann man aus der Vergangenheit durchaus lernen.

Der Bund Deutscher Forstleute fordert daher in dieser Zeit des Klimanotstandes für den Wald die Einberufung eines Nationalen Waldgipfels! Als Grundlage für einen gesellschaftlichen Diskurs über den Wald durch Politik, Fachleute und waldinteressierte Gruppen erarbeitet der BDF aktuell den „Carlowitz-Plan“. Der Plan trägt den Namen von Hans Carl von Carlowitz (1713), der den Begriff der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft erstmals geprägt hat. Die Nachhaltigkeit ist seither identitätsstiftendes Wesensmerkmal allen forstlichen Handelns!

Ulrich Dohle fasst es wie folgt zusammen: „Das sind keine einzelnen ungewöhnlichen Wetterereignisse mehr. Das ist der Klimawandel. Für den Wald habe ich daher heute den Klimanotstand ausgerufen. Es sind alle Anstrengungen zu unternehmen, um unsere Wälder als prägendes grünes Drittel unseres Landes und systemrelevante Lebensgrundlage zu erhalten! Nur so werden wir dem Prinzip der Nachhaltigkeit gerecht!“

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