Am Dienstag fand auf Einladung des Bundesumweltministeriums in Berlin das 8. Forum zur Biologischen Vielfalt unter dem Motto „Achtung: Wald!“ statt. Ziel war es, den Dialog über den Wald und die Zusammenarbeit von Naturschutz und Forstwirtschaft voranzubringen. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im BMUB machte deutlich, dass der Wald die volle Aufmerksamkeit verdient – politisch wie fachlich. Er hob außerdem die Bedeutung des Waldes als Hort der biologischen Vielfalt, als Filter- und Puffergigant, als Garant für saubere Trinkwasser, als Top-Klimaschützer, als Wirtschaftsfaktor und als Ort der Erholung und Inspiration hervor. Dr. Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär im für Wald und Forstwirtschaft zuständigen Bundeslandwirtschaftsministerium, nahm Bezug auf die Bundeswaldinventur und zeigte die Erfolge von Forstleuten und Waldbesitzern bei der Weiterentwicklung des Waldes zu mehr Naturnähe, Struktur und Vielfalt auf.
„Eigentlich ist es schön, dass sich gleich zwei Bundesministerien um die Zuständigkeit für unseren schönen Arbeitsplatz streiten“, so der BDF Bundesvorsitzende Ulrich Dohle als einer der Teilnehmer der Veranstaltung. „Allerdings macht dies die Arbeit nicht gerade einfach, weil oftmals wir Forstleute die Interessenkonflikte durch teils widersprüchliche Strategien vor Ort aushalten müssen!“ Und das vor dem Hintergrund, dass in den Vergangenen rund 20 Jahren etwa 40 Prozent des Forstpersonals in Deutschland kahlschlagartig abgebaut worden ist. Gleichzeitig sind in diesem Zeitraum die gesellschaftlichen und politischen Ansprüche an den Wald deutlich gewachsen. Bei einer Gesprächsrunde auf dem Podium kamen deshalb auch Staatssekretär Jochen Flasbarth, Georg Schirmbeck (Präsident Deutscher Forstwirtschaftsrat), Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund und der Vorsitzende des BUND Hubert Weiger zu dem Schluss, dass in Deutschland wieder mehr Forstleute und damit Fachkompetenz für den Wald auf der Fläche benötigt werden. Mit den Worten „Der neoliberale Quatsch ist vorbei!“, ordnete Staatssekretär Flasbarth den massiven Personalabbau als Fehler ein.
Über diese Feststellung freute sich Ulrich Dohle, scheint diese Forderung des BDF doch nun in der Bundespolitik endlich angekommen zu sein. Schon beim vom Bundeslandwirtschaftsministerium veranstalteten 1. Deutschen Waldtag Mitte Oktober 2016 in Berlin war diese Forderung in mehreren prominenten Redebeiträgen gestellt worden! Auch bei der gemeinsamen Arbeit der Teilnehmer des Forums an elf verschiedenen Dialogtischen zu verschiedenen Teilaspekten des Waldes und der Forstwirtschaft stellte sich unisono die Frage nach den personellen und finanziellen Ressourcen, um die Lösungsansätze auch umzusetzen. Als grundsätzlich gutes Beispiel wurde der Waldklimafonds genannt. Aber es wurde auch die Notwendigkeit gesehen, etwa die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) zielgerichtet weiter fort zu entwickeln und den Wald in dieses Instrument stärker einzubeziehen.
„Irgendjemand muss es schließlich machen“, so Ulrich Dohle zusammenfassend „Und als Experten für den Wald sind Forstleute die erste Wahl. Dass wir es können, zeigen die vorgestellten Beispiele aus dem Münsterland zur Klimastabilität von feuchten Wäldern und die Erhaltung und naturnahe Entwicklung von Bächen für Feuersalamander im Thüringer Wald. Aber auch die Anerkennung des Bundesforstes durch den amtlichen und nichtamtlichen Naturschutz bei der Betreuung großer Flächen des sogenannten Nationalen Naturerbes!“ Interdisziplinäres Handeln und Vernetzung sowie Kommunikation auf Augenhöhe sind dabei nach Vorstellung des BDF weitere wesentliche Erfolgsfaktoren. Forstleute verstehen sich als Dienstleister für Waldbesitzer, die Natur und die Gesellschaft. Und das mit viel Liebe und großer Leidenschaft. „Emotionen in Bezug auf den Wald sind uns daher alles andere als fremd. Und das gesellschaftliche Bedürfnis nach unberührter Natur ist grundsätzlich anerkennenswert.
Trotzdem wünschen wir Forstleute uns an der einen oder anderen Stelle eine deutlich mehr auf Fakten basierende Diskussion über Waldthemen“, fordert Ulrich Dohle schließlich. So gibt es immer noch sehr stark voneinander abweichende Zahlen darüber, wieviel Hektar Wald in Deutschland aktuell tatsächlich dauerhaft ohne forstliche Nutzung sind. Das ist nicht vermittelbar und trägt nicht zu einer glaubwürdigen Waldpolitik bei. Hier erwarten die Forstleute und alle am Dialog beteiligten Akteure belastbare Zahlen. Das ist die Grundlage für einen ehrlichen, vertrauensvollen und damit zielführenden Dialog.