Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat den Augsburger Stadtwald als Waldgebiet des Jahres 2024 ausgewählt. Ausgezeichnet wird aufgrund seiner Vielfalt der Ökosystemleistungen der Stadtwald innerhalb des Stadtgebietes. Es handelt sich dabei um den ehemaligen Auwald entlang des Lechs. „Wir haben den Stadtwald Augsburg ausgewählt, weil es den Forstleuten vor Ort hervorragend gelingt, den verschiedensten Ansprüchen an einen Wald inmitten einer Großstadt gerecht zu werden. Dieser Wald bietet Raum für den Naturschutz, für Natura-2000-Gebiete, für Trinkwasserschutz und für die Erholung.
Der Stadtwald Augsburg zeigt damit in besonderer Weise was Forstleute und Wälder für unser Ökosystem und unsere Gesellschaft tagtäglich leisten“, so BDF-Geschäftsführerin Ines von Keller. „Der auch Lechauwald genannte Stadtwald ist eine seit Jahrhunderten bewirtschaftete Kulturlandschaft, die aufgrund ihrer Naturnähe hohe ökologische Ansprüche erfüllt.“
Die Stadt Augsburg ist die zweitgrößte kommunale Waldbesitzerin in Deutschland. Der jetzt ausgezeichnete Lechauwald umfasst gut 22 von insgesamt 77 Quadratkilometern bewirtschafteter Waldfläche. Er liegt innerhalb des Stadtgebietes und erfüllt höchste Ansprüche an die Gemeinwohlfunktionen. Die fünfzig Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der städtischen Forstverwaltung kümmern sich mit viel Leidenschaft und Sachverstand um Augsburgs Wälder. „Der Stadtwald ist ein echter Bürgerwald. Die Forstleute und ihre vielen Partner und Unterstützer bringen den Menschen den Wald durch verschiedenste waldpädagogische Angebote, Aktionen und Veranstaltungen nahe“, so von Keller weiter. „Je näher ein Wald an die Stadt rückt, desto bedeutender werden seine Gemeinwohlleistungen für ein gutes Leben in der Stadt“, betont BDF-Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Den Augsburger Forstleuten gelingt es aus unserer Sicht beispielhaft, die vielen Ansprüche zum Wohle der Stadtbevölkerung zu erfüllen.“
Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber freut sich über die Auszeichnung. „Das unser Stadtwald zum Waldgebiet des Jahres 2024 gewählt wurde, zeigt, dass es in Augsburg auf hervorragende Weise gelingt Naturschutz, Trinkwasserschutz, Erholung, Bildung und forstliche Nutzung bei der Waldbewirtschaftung zu berücksichtigen. Augsburgs Stadtwald ist ein Alleskönner und dies verdankt er all den engagierten Menschen, die sich für ihn tagtäglich einsetzen. Die städtische Forstverwaltung und ihre Partner wie die Stadtwerke Augsburg oder der Landschaftspflegeverband engagieren sich mit viel Leidenschaft und Sachverstand um unseren Augsburger Stadtwald“. Auch Finanz- und Forstreferent Roland Barth dankt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Forstverwaltung für ihre erfolgreiche Arbeit.
Hintergrund:
Der Wald
Insgesamt bewirtschaftet die Stadt Augsburg 7.700 ha Wald und ist die zweitgrößte waldbesitzende Kommune in Deutschland. Wälder, artenreiche Wiesen, Heiden, Bäche und Flüsse prägen das Landschaftsbild dieses einzigartigen Naturraums mitten in einer Großstadt.
Der Stadtwald Augsburg ist ein hervorragendes Beispiel für die Vielfalt der Ökosystemleistungen von Wäldern. Hier treffen verschiedenste Waldfunktionen und Ansprüche an den Wald zusammen, die von Försterinnen und Förstern zu beachten sind. Der Augsburger Lechauwald ist damit im besten Sinne multifunktional.
Trinkwasser und Fließgewässer
Der Stadtwald Augsburg ist auf ganzer Fläche Trinkwasserschutzgebiet. Eines der reinsten Trinkwasser Europas wird für die Augsburgerinnen und Augsburger oberflächennah direkt aus dem Stadtwald gewonnen.
Erholung
Der Stadtwald ist für die Bevölkerung ein wichtiges Freizeit- und Naherholungsgebiet. Das zeigt sich in dem ausgedehnten Wegenetz von rund 170 km Länge und der hohen Zahl von drei bis vier Millionen Waldbesuchern pro Jahr.
Naturschutz und historische Kulturlandschaft
Der Augsburger Stadtwald ist eines der größten, ältesten und artenreichsten Naturschutzgebiete Bayerns. Zudem ist er Natura 2000-Gebiet und damit ein Naturerbe von europäischem Rang mit besonders schützenswerten Arten und Lebensräumen. Der Stadtwald ist überregional gesehen eine der bedeutendsten Kulturlandschaften. Bereits in der Römerzeit und spätestens seit dem frühen Mittelalter diente der Wald der Holzgewinnung und als Weideland. Die dadurch entstandenen naturschutzfachlich hochwertigen Kulturlandschaften wie die lichten Kiefernwälder oder die Nieder- und Mittelwaldwirtschaft werden von der städtischen Forstverwaltung erhalten und gepflegt.
Vielfalt der Ökosystemleistungen
Die Forstleute im Stadtwald Augsburg berücksichtigen in ihrer täglichen Arbeit bis zu dreizehn unterschiedliche Ökosystemleistungen in der Waldfläche. Dies ergab ein Forschungsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/klima-und-umwelt/oekosystemdienstleistungen-ein-mehrwert-fuer-die-forstwirtschaft
Wer betreut den Augsburger Stadtwald?
Der Stadtwald Augsburg gliedert sich in fünf Forstreviere außerhalb des Stadtgebietes und in zwei Reviere innerhalb der Stadt. Rund fünfzig Fachleute engagieren sich für den Stadtwald Augsburg: 22 Forstwirte, sieben Auszubildende, zwei Forstwirtschaftsmeister, sieben Revierleiter und ein übergreifendes Team für Waldpädagogik, Verwaltung und Leitungsdienst.
Wie geht es dem Stadtwald?
Der Klimawandel ist für die Forstleute im Stadtwald Augsburg bereits heute Alltag und deutlich spürbar. Grundsätzlich gilt, dass die Bäume durch Trockenheit und Hitze geschwächt sind.
Die Fichten werden von den bekannten Borkenkäfern Buchdrucker und Kupferstecher befallen. Die Kiefern leiden nach einem starken Hagelereignis im August 2023 unter Pilzbefall durch das sogenannte Diplodia-Triebsterbens. Ein großes Thema ist das Eschentriebsterben. Das „Falsche Weißes Stengelbecherchen“, ein Pilz, befällt junge bis alte Eschen auf jedem Standort. Die Krankheit schwächt die Eschen und bringt sie mit Sekundärschädlingen, wie Wurzelfäulen oder Eschenbastkäfer, zum Absterben. Die vergangenen Trockenjahre schwächen die Eschen zusätzlich und beschleunigen den Krankheitsverlauf.
Um den Wald fit für den Klimawandel zu machen, arbeiten die Forstleute des Stadtwaldes Augsburgs seit Jahrzehnten daran, die Wälder vielfältiger und strukturreicher zu machen.
Ziel sind Wälder mit vielen Baumarten, die innig gemischt, in den Höhen differenziert sind und aus Baumarten bestehen, von denen anzunehmen ist, dass sie mit dem Klimawandel zurechtkommen.
Veranstaltungen
Die öffentliche Übergabefeier der Auszeichnung findet voraussichtlich am 20. März 2024 im Goldenen Saal im Rathaus der Stadt Augsburg statt.
Darüber hinaus wird derzeit ein großes Veranstaltungsprogramm für 2024 erarbeitet.
Geplant sind verschiedenste Angebote für Interessierte, z.B. eine Vortragsreihe über den Stadtwald und all seine Facetten, Waldspaziergänge mit dem Förster, Radtouren zu den Stadtwaldbächen, Baumkontrolle mit einem Baumsachverständigen, die städtischen Meisterschaften im Weihnachtsbaumweitwerfen, eine Waldsäuberungsaktion sowie mehrere Führungen für Naturschutz-Interessierte zu Reptilien, seltenen Orchideen und den lichten Kieferwäldern.
Angebote im Ferienprogramm für Augsburgs Schüler und Schülerinnen, ein theatraler Waldspaziergang mit dem Jungen Theater Augsburg für die ganze Familie und mehrere Termine zum angeleiteten Waldbaden im Augsburger Stadtwald runden das Programm ab.
Mehr Informationen unter www.waldgebiet-des-jahres.de und unter www.augsburg.de/stadtwald
Seit wann gibt es Waldgebiete des Jahres?
Waldgebiet des Jahres gibt es seit 2012, die ausgezeichneten Waldgebiete der letzten Jahre waren 2023 der Choriner Wald in Brandenburg, 2022 die Erdmannwälder in Niedersachsen, 2020/21 die Ivenacker Eichen in Mecklenburg, 2019 die Urbanen Wälder Rhein-Ruhr und 2018 der Wermsdorfer Wald bei Leipzig.