Forstgewerkschaft fordert Schwerpunktstrategie
Die Wälder in Deutschland sind die wohl größte Freiluftarena für die Bundesbürger.
Das stellt der Bund Deutscher Forstleute (BDF) fest und fordert eine stärkere Inwertsetzung der vielfältigen Gesundheitswirkungen des Waldes. „Wir wissen, dass ein Waldaufenthalt bereits ab zwanzig Minuten gesundheitsfördernd ist, dass Kranke schneller gesunden, wenn Sie auf Bäume blicken und dass Schüler im Wald besser lernen können“, stellt Bundesvorsitzender Ulrich Dohle fest. „Daher muss das freie Waldbetretungsrecht erhalten bleiben und ist mit Schwerpunkt auf die Erholungsnutzung, die Natursportarten und die Gesundheitswirkungen des Waldes weiter zu entwickeln.“
So fordert der BDF die Zuständigkeit für Erholung, Natursport und Waldtourismus bei den Waldbehörden zu bündeln. Die positiven Gesundheitswirkungen des Waldes, wie gesundheitsfördernde Therapien, sollen durch die Krankenkassen anerkannt werden und die Ausweisung von Kur- und Heilwäldern müsse forciert werden. „Täglich suchen Millionen Bürger und Bürgerinnen den Wald auf und nutzen diesen großartigen Sport- und Therapieraum, den uns die Natur fast zum Nulltarif bietet“, so der BDF-Vorsitzende. „Dieses Potential lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand verbessern und dafür braucht es eine Strategie der künftigen Bundesregierung.“ Dazu gehört für die Forstleute auch ein Forschungsschwerpunkt über die Gesundheitsförderung durch Wald. „Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen bewusst oder unbewusst ihre Abwehrkräfte durch Waldbesuche gestärkt.“ So Ulrich Dohle. „Diese Wirkung wollen wir gestärkt sehen und teilweise bedarf es einer positiven Lenkung.“
Für den Bund Deutscher Forstleute soll eine Strategie „Wald und Gesundheit“ auf Bundesebene soll folgende Punkte umfassen:
· Koordinierung der fachlichen und rechtlichen Zuständigkeit für Walderholung, Waldtourismus und Natursport bei den Forstbehörden
· Ausweisung und Förderung von Waldgebieten als Heilwälder
· Stärkung der Forschung zur Gesundheitsförderung im Wald
· Anerkennung von Wald-Therapien durch die Krankenkassen
· Erhaltung des freien Waldbetretungsrechtes für die Erholungsnutzung mit besonderem Blick auf die Gesundheitswirkungen des Waldes.
Aus Sicht des BDF ist das in den 1970er Jahren verankerte Waldbetretungsrecht eine große soziale Errungenschaft. Nicht erst die Corona-Pandemie zeigt, welche große Bedeutung die Natur als Ort des Ausgleichs, der Erholung und des Sports für den Menschen hat. Die besonderen Gesundheitswirkungen eines Waldaufenthaltes sind seit gut zehn Jahren bekannt. Was aus Fernost mit Waldbaden sinnbildlich beschrieben wird, sind handfeste positive Wirkungen der Waldatmosphäre, besonders im Bereich Herz-Kreislauf, Immunität und menschliche Psyche.
Um diese überall verfügbaren Möglichkeiten zu erschließen, will der BDF, dass die Forstbehörden in Partnerschaft mit den Waldbesitzenden und Forstbetrieben regionale Konzepte entwickeln, die einen breiteren Zugang zum Wald ermöglichen. Dabei soll die wissenschaftliche Forschung durch interdisziplinäre Projekte die Zusammenhänge zwischen Wald und Medizin auf deutsche Verhältnisse übertragen, um die Gesundheitsquelle Wald noch besser zu erschließen.
Hintergrund:
Zum Internationalen Jahr der Wälder im Jahr 2011 stellte das Bundeslandwirtschaftsministerium über Umfragen fest, dass jährlich 1,5 Milliarden Waldbesuche stattfinden.
Während der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Waldbesuche verdoppelt bis verdreifacht. So wurde im Bonner Kottenforst eine Zunahme der Waldbesucher um 140 Prozent gezählt. Hochgerechnet auf die Bundesrepublik wären das 3,6 Milliarden Waldbesuche im Jahr. Jeder Deutsche wäre danach statistisch während der Corona-Pandemie über 40-mal im Wald gewesen. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Waldbesuche auch künftig auf einem hohen Niveau bleiben“, so BDF-Vorsitzender Ulrich Dohle.
Der Dt. Wanderverband mit 600.000 Mitgliedern stellt in Studien die positiven Wirkungen des Wanderns auf die Gesundheit fest und ermittelte 2014 in einer Studie von 69 Prozent der Deutschen als aktive Wanderer. Die besonderen gesundheitlichen Aspekte fördert der Verband mit einem eigenen Angebot „Gesundheitswandern“. Im Raum Stuttgart wird seit einigen Jahren aktiv mit Demenzkranken gewandert.
In Deutschland gibt es rd. 90.000 Sportvereine mit etwa 27 Mio. Mitgliedern. Wenn nur jeder dritte Verein mit einer Walking-Gruppe o.ä. von 6 Mitgliedern wöchentlich in den Wald geht, dann sind das alleine 180.000 Menschen die den Wald für Bewegungssport in der Gruppe nutzen. Ungezählt bleiben die privat Sport treibenden Jogger, Spaziergänger, Radfahrer, Mountainbiker und ähnliche mehr.
Die gesundheitlichen Auswirkungen des Waldbadens sind in Japan schon lange bekannt, wissenschaftlich untersucht und als gesundheitsförderndes Konzept anerkannt. Waldtherapeuten werden unter anderem vom Bundesverband Waldbaden fortgebildet und koordiniert. https://www.bundesverband-waldbaden.de/
Mecklenburg-Vorpommern war das erste Bundesland, welches die gesetzliche Grundlage schuf, Kur- und Heilwälder auszuweisen. Dort gibt es mittlerweile 15 Einrichtungen. www.kur-und-heilwaelder.de
Weitere Bundesländer oder Einrichtungen ziehen nach. So untersucht die medizinische Fakultät der LMU München bis Ende 2021 die Eignung von Wäldern als Kur- und Heilwälder an 15 bayrischen Pilotstandorten.
https://ihrs.ibe.med.uni-muenchen.de/klimatologie/aktuelleprojekte/kur-und-heilwald.html
Das LMU-Institut engagiert sich auch mit Partner bei der Ausbildung von Wald-Gesundheitstrainern.
Mit einer Buchveröffentlichung „Waldtherapie - das Potential des Waldes für Ihre Gesundheit“ fassten zwei Wissenschaftlerinnen der LMU, Prof. Angela Schuh und Gisela Immich, den aktuellen Wissens- und Forschungsstand zusammen. Ein Kurzbericht findet sich hier https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/wissenstransfer/dateien/a119_heilkraft_wald.pdf
Die Zertifizierungsorganisation PEFC-Deutschland ("Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes") hat sein Zertifikat für Erholungswälder erweitert um Beschreibungen für Kur- und Heilwälder. www.pefc.de
Den gesamten Forderungskatalog für die Bundestagswahl finden Sie hier.