Zum diesjährigen Weltkindertag zieht der Bund Deutscher Forstleute eine Parallele zum Wald. „So wie unsere Gesellschaft ohne Kinder - so hat unser Planet ohne Wälder keine Zukunft“, so Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Gleichzeitig engagieren sich viele Menschen und Einrichtungen dafür, dass Kinder in unseren Wäldern Naturerfahrungen sammeln können – das kann noch viel mehr Unterstützung finden.“
Ist Draußen das neue Drinnen?
Zumindest mehr Draußen wünscht sich der BDF für unsere Kinder. Die Vorteile von Waldaufenthalten für Kinder, sei es in Waldkindergärten, mit waldpädagogischen Veranstaltungen, mit Aufenthalten in Waldjugendheimen sind bekannt. Trotzdem bedarf die Einrichtung neuer Waldkindergärten immer noch einer Einzelgenehmigung. Aber auch das Lernen aus der Natur und der Unterricht im Grünen sind förderlich für die Lern- und Konzentrationsfähigkeit und die Entwicklung von Kindern. „Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir sie nur in geschlossenen Räumen betreuen und unterrichten“, betont Ulrich Dohle, selbst dreifacher Vater und Revierförster. „Wälder bieten einen überschaubaren Lern-, Spiel- und Erlebnisraum im Gegensatz zu unseren verkehrsbetonten Städten und Siedlungen.“
Auch für Schulen liegen belastbare Erfahrungen vor, dass Lernen Draußen besser geht. Das fängt beim Schulhof an und geht in der nahen Grünanlage bis hin zum Waldklassenzimmer weiter. „Das bezieht sich auf alle Lernfächer, nicht nur auf Biologie oder Sport, wie man vermuten könnte“, weiß Bundesvorsitzender Ulrich Dohle, der Lehrer und Lehrerinnen ermutigt, sich allen Regelungen zum Trotz nach Draußen zu wagen.
Aber auch für Eltern sieht der BDF noch viele Möglichkeiten. Ausflüge in den Wald, Kindergeburtstage statt beim Burger-Imbiss in den Wald zuverlegen und das Naturinteresse von Kindern in bestimmten Entwicklungsphasen mit Waldbesuchen nutzen, sind einige Möglichkeiten. „Wer sich das alleine nicht zutraut, kann auf viele Angebote mit Natur- und Waldpädagogen sowie Walderlebniseinrichtungen zurückgreifen“, ist sich Dohle sicher.
„Es ist eine Win-Win-Situation, wenn Kinder den Wald als ihre natürliche Umgebung erfahren“, so Dohle weiter. „Denn die Zukunft unserer Kinder hängt auch vom Wald ab – gerne auch mehr davon - und seinen positiven Wirkungen für Klima und Umwelt.“
Hintergrundinformation
Waldkindergärten
Laut Statista 2023 gibt es 59.300 Kitas in Deutschland. Davon sind lediglich zweitausend Natur- und Waldkindergärten. Die Zahl ist eine Schätzung, da es keine offizielle Zählung gibt. Der Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten bemüht sich um Zertifizierungsstandards für Waldkindergärten, um die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen. Bislang sind mühsame und zeitaufwändige Einzelgenehmigungen einzuholen und der notwendige Schutzwagen wird oft von den Waldkindergarteninitiativen selbst finanziert.
Im Jahr 2013 befragte die Deutsche Wildtierstiftung 1.000 Waldkindergärten. Aus den 471 Rückmeldungen ergab sich, dass 73%, also fast drei Viertel aller Waldkindergärten, auf Basis von Elterninitiativen, Vereinen oder Verbänden betrieben werden. Lediglich 23 % der Einrichtungen waren demnach in der Hand von öffentlichen Trägern ( https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturbildung/strukturdaten-waldkindergaerten-in-deutschland).
Die meisten Informationen über Waldkindergärten und ein Verzeichnis der deutschlandweiten Einrichtungen bietet der Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten (https://www.bvnw.de/) Dort bekommen interessierte Eltern und Initiativen auch ehrenamtliche Beratung und Unterstützung.
Draußenunterricht (Education outside the classroom)
„Draußenunterricht“ liegt europaweit von der Schweiz bis nach Skandinavien im Trend. In Dänemark beispielsweise, ist die dort „udeskole“ genannte Unterrichtsform fest etabliert. Die Vorteile für die Lernleistung, die persönliche Entwicklung, die Gesundheit (Resilienz) und die Alltags-Kompetenz von Schülerinnen und Schülern sind mittlerweile in verschiedenen Studien bestätigt. Das Draußenlernen soll idealerweise in das regelmäßige Unterrichtsgeschehen eingebunden sein und kann an vielen Orten im Freien oder in der Natur stattfinden – Wald ist dabei ein idealer und oft bevorzugter Lernort. Ein überregionaler Akteur ist die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Der bayerische SDW-Landesverband hat eine eigene Website www.unterrichtimwald.de eingerichtet, mit einem sehr guten Kompendium „Praxishinweise“ der TUM München, der PH Heidelberg und der SDW.
Weitere Forschungsergebnisse und Fachbeiträge zum Thema bei der Schweizer Stiftung SILVIVA: https://www.silviva.ch/über-uns/medien
Förster und Försterinnen in Mecklenburg-Vorpommern haben das Bildungsprogramm „Wald macht Schule“ entwickelt, welches auf die Rahmenlehrpläne der Schulen abgestimmt ist. Das 400seitige Praxiskonzept kann hier geordert werden: https://www.wald-mv.de/waldwissen/waldpaedagogik/Wald-macht-Schule/
In Bayern wurde eine bundesweit nachgefragter „Waldpädagogischer Leitfaden“ konzipiert. Mehr dazu unter https://www.stmelf.bayern.de/wald/service/waldpaedagogische-veroeffentlichungen-leithefte/index.html
Waldpädagogische Einrichtungen der Forstverwaltungen und Forstbetriebe in den Bundesländern (Stand 2022):
Die Tabelle entnehmen Sie bitte der Originalpressemitteilung.
Der Deutsche Wanderverband (DWV) fördert besonders das Wandern mit Kindern und Familien und das Schulwandern. https://www.wanderverband.de/wandern/wandern-mit-kindern
Zahlreiche Verlage bieten eine große Zahl von Büchern und Ratgebern für Natur- und Waldaktivitäten mit Kindern an.
Eine Information der Gesetzlichen-Unfall-Versicherung (GUV) „Mit Kindern im Wald“ bietet viele Informationen zu Möglichkeiten und Bedingungen in einem natürlichen Spiel- und Lebensraum. Download: https://www.wanderverband.de/wandern/wandern-mit-kindern