Waldgebiet des Jahres 2019

Waldgebiet des Jahres 2019

Nirgendwo sonst wurde der Wald durch die Einwirkungen des Menschen so stark beeinflusst und verändert wie in einem Ballungsraum. Ganz besonders gilt das für den Wald im Ballungsraum an Rhein und Ruhr. Und dennoch ist gerade im Ballungsraum auch der durch menschlichen Einfluss veränderte Wald noch die natürlichste Lebensgrundlage. Und genau dieser Wald wird in 2019 mit der Ernennung zum „Waldgebiet des Jahres“ besonders geehrt. Denn in keinem anderen Wald wird das Können der Försterinnen und Förster so gefordert wie hier!

Zum ersten Mal fällt diese Wahl nicht auf einen bestimmten, eng umgrenzten und historisch einheitlich gewachsenen Wald, sondern auf alle Wälder einer großzügig abgegrenzten Region. Nirgendwo sonst ist der Wald, seine Eigentümerinnen und Eigentümer, seine Funktionen, seine Besucherinnen und Besucher, seine Försterinnen und Förster, seine Schützer und Nutzer so bunt, vielfältig und aufregend wie hier.

„Baum ab - Nein danke!“ hört man hier oft von Waldschützern oder solchen, die sich dafür halten. Doch der Wald weiß gar nicht, wem er alles dienen soll: dem Eigentümer als Einkommensquelle, dem Erholungssuchenden als Ort der Freizeitgestaltung oder als Pantoffelwald, dem Naturschützer als manchmal letzten Zufluchtsort eines relativ natürlichen Ökosystems, dem Wissbegierigen als Quelle der Forschung, dem Erziehenden und Lehrenden als Freiluftklassenzimmer. Was für den Eigentümer selbstverständlich ist, kann für den Naturschützer Frevel an der Natur sein. Ein breites Spektrum!

Forstleute im Ballungsraum sind daher weniger Bewirtschafter als Manager eines zu nutzenden „Rohstoffs“. Und dieser „Rohstoff“ ist nicht nur das im Wald wachsende Holz, sondern die gesamte Bandbreite seiner vielfältigen Funktionen und Aufgaben, in denen sich die Vorstellungen der am Wald Interessierten widerspiegeln. Zwar hat auch der Wald im Ballungsraum einen Eigentümer oder eine Eigentümerin, aber die am Wald und im Wald Interessierten haben ihn sich angeeignet, er ist quasi im besten Sinne „sozialistisches Eigentum“ geworden.

Forstleute im Ballungsraum verlassen häufig ihren eigentlich erlernten forstlichen Horizont. Sie müssen nicht nur über besondere fachliche, sondern auch und vor allem über soziale Kompetenzen verfügen, wenn sie im Ballungsraum für „ihren“ Wald erfolgreich sein wollen:

  • Verständnis für urbane Ökosysteme, für die Urbanität - das Städtische - sowohl in sozialer als auch in ökologischer Hinsicht
  • Verständnis und Kooperationsbereitschaft für nicht forstliche Akteure im Ballungsraum
  • ausgeprägte soziale Kompetenz mit der Fähigkeit zu Konfliktmanagement, Moderation und Mediation
  • Kommunikationsfähigkeit, Dialogbereitschaft, Lernfähigkeit
  • Marketingfähigkeiten und Pressekompetenz
  • Wille zur und Freude an Zusammenarbeit und Kooperation
  • und vor allem: Geduld, Neugier, Toleranz, Kritikfähigkeit sowie Wille und Mut zur Selbstkritik.

2019 zeigt der Ballungsraum an Rhein und Ruhr in Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Projekten, welche enorme gesellschaftliche Bedeutung der Wald in diesem Ballungsraum mit seinen knapp 11 Millionen Menschen hat. Er wird auch zeigen, welche wichtige Aufgabe die Forstleute hier haben, den vielfältigen und gleichzeitig gestellten Ansprüchen aller am Wald Interessierten gerecht zu werden.

Auszeichnung Waldgebiet des Jahres 2019 überreicht

Festakt mit Forstleuten aus ganz NRW

Am 21. Mai erhielten die „Urbanen Wälder Rhein / Ruhr“ in Schwerte die Auszeichnung zum Waldgebiet des Jahres 2019.
Dazu konnte der BDF Bundesvorsitzende Ulrich Dohle im historischen Festsaal des Gasthofes „Freischütz“ gut 170 Gäste begrüßen. Erschienen waren Forstleute aller Berufsgruppen und Waldbesitzarten aus ganz NRW - von der Eifel bis zur Weser – sowie interessierte Gäste.

Mit der Auszeichnung zum „Waldgebiet des Jahres“ würdigt der BDF die Leistungen der ordentlich arbeitenden Forstleute und Waldbesitzer, so Dohle in seiner Begrüßungsrede. Ziel der Ausweisung von Waldgebieten des Jahres, die nunmehr zum achten Mal erfolgt, sei, die Bedeutung der Wälder dauerhaft im öffentlichen Focus zu lassen. Man wolle die Menschen, die im Walde arbeiten, aus dem Schatten des Waldes herausholen. Die vielen Freizeitnutzungen zeugten davon, welchen Wert der Wald neben der Holznutzung hat. Mit den Urbanen Wäldern Rhein / Ruhr, also Wald in einem Ballungsraum, wurde nun ein Waldgebiet ausgezeichnet, in dem diese Freizeitnutzungen einen besonderen Schwerpunkt bilden. Auszeichnungsträger ist damit erstmals nicht ein eher kleines, abgeschlossenes Waldgebiet, sondern eine Kulturlandschaft.

Den ausführlichen Bericht lesen Sie auf der Internetseite des BDF NRW

 

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