Es bestehen in Deutschland hauptsächlich 2 forstliche Nachhaltigkeits- Zertifizierungssysteme, die miteinander in Wettbewerb stehen, aber unterschiedliche Zielsetzung und organisatorischen Aufbau haben. Beide Systeme nehmen für sich in Anspruch eine forstliche Nachhaltigkeit im Sinne von Ökonomie, Ökologie und Sozialem zu vertreten. Nach beiden Systemen haben sich im Planungsraum Waldbesitzer durch Selbstverpflichtung gebunden.
Die flächenmäßig weitaus größte Verbreitung hat die Zertifizierung nach PEFC (Program for the Endorsement of Forest Certification schemes). PEFC ist ein Regionalzertifikat, wo also die Region (hier NRW) alle 10 Jahre einen sogenannten „Regionalen Waldbericht“ erstellt und damit Zertifikatsnehmer wird. Dies impliziert, dass das jährliche Audit sich auf die Region, und nicht auf den Einzelbetrieb, bezieht. Teilnehmende Waldbesitzer erklären sich schriftlich durch Selbstverpflichtung, die Ziele des Regionalen Waldberichtes und die deutschlandweit festgelegten Standards einer nachhaltigen Forstwirtschaft zu befolgen.
Im Planungsraum sind dies – wie im sonstigen Bundesgebiet auch – die meisten forstlichen Zusammenschlüsse, private und kommunale Einzel-Großwaldbesitzer mit eigenem Forstpersonal, das Land NRW und die Bundesrepublik als Waldbesitzer. Insgesamt sind es 93.057 Hektar (ha) des Waldes im Planungsraum – das sind immerhin 72 %. Landesweit ist mit 66 % des gesamten Waldes ein ähnlich hoher Wert. PEFC ist, wie die gleichmäßige Flächenverteilung im Planungsraum aufzeigt, ein von allen Eigentumsarten akzeptiertes Zertifizierungssystem.
Ein zweites Zertifizierungssystem, FSC (Forest Stewardship Council), ist ein im Schwerpunkt auf naturschutzorientierte Waldwirtschaft ausgerichtetes System. Alle hiernach in der prämierten Waldregion zertifizierten Betriebe sind als Einzelbetrieb gebunden (in Deutschland fast überall in dieser Form), werden also jedes Jahr auditiert.
Der gesamte Staatswald sowie die Städte Duisburg, Essen, Gladbeck, Düsseldorf, Köln, und Mülheim sind mit zusammen 20.289 ha (das sind 16 % der Gesamtwaldfläche) FSC- zertifiziert. FSC ist somit ein eher vom öffentlichen Waldbesitz genutztes Waldwirtschafts-Zertifikat. Begründet ist dies in erster Linie darin, dass mit dem Zertifikat den Kommunalparlamenten gegenüber der Nachweis einer ökologisch ausgerichteten Waldbewirtschaftung dokumentiert werden soll. Das Land NRW und einige kommunale Betriebe sind zusätzlich zu FSC auch nach PEFC, also doppelt, zertifiziert. Interessant ist die Erkenntnis, dass außer dem Landeswald keine fichtengeprägten Kommunen oder sonstigen Waldbesitzer FSC-zertifiziert sind.
Addiert man PEFC- und FSC- Flächen, so zeigt sich, dass sich die Zertifizierung der Forstwirtschaft im Planungsraum etabliert hat. Zum Vergleich in NRW: PEFC 66 %, FSC 16 % (ohne den Staatswald NRW waren es bis 2011 lediglich 3 % bei FSC).
Die Hoffnung der Waldbesitzer, für zertifizierte Ware höhere Holzpreise erzielen zu können, hat sich bisher nicht erfüllt. Betriebspolitische und Marketinggründe der Forstbetriebe oder Kommunalparlamente sind bisher eher der Motor für diese Art der betrieblichen Entscheidung gewesen, sowie der Wille, sich mit den jeweiligen Standards von externen Auditoren kontrollierbaren Nachhaltigkeitsnachweisen der Forstwirtschaft zu stellen.
Es kann die Situation eintreten, dass wegen ständig steigenden Ansprüchen an nachhaltige Forstwirtschaft und damit die Zertifizierungs-Standards ein Teil der Waldbesitzer zukünftig auf ein Nachhaltigkeitszertifikat verzichtet. Diese Standards liegen grundsätzlich über gesetzlichen Normen, welche in vergangenen Jahren immer restriktiver für den Waldbesitz wurden. Damit steigen dann aber auch parallel dazu die Zertifizierungs-Standards.