Erdmannwald im Klimawandel

Die Katastrophenjahre, begonnen mit dem lokalen Herbstorkan Herwart (2017), gefolgt vom Orkantief Friederike (2018) und anschließende Trockenperioden (bis 2021) sind auch an den Erdmannwäldern nicht spurlos vorüber gegangen. Gleichwohl hat sich die größere Belastbarkeit, Resilienz sowie Wirtschaftlichkeit der Erdmannwälder in dieser Krise schon gezeigt.


In einem Vergleich* der sogenannten „Betriebsklasse Erdmannshausen“ mit dem übrigen Wald des Forstamtes (Betriebsklasse Hochwald) wurden folgende Ergebnisse festgestellt:

In der „Betriebsklasse Hochwald“ wurde bei einer nahezu unveränderten Holznutzung von 4,5 m³/Hektar/Jahr ein geringerer Erlös von durchschnittlich 60 Euro je Hektar in den Krisenjahren 2018 bis 2020 erzielt. In den Erdmannwäldern hingegen, konnten in dieser Zeit verglichen zu den Normaljahren im Durchschnitt 30 Euro mehr je Hektar erwirtschaftet werden.

Dies lag zum einen am höheren Holzerntevolumen mit rund 6 m³/Hektar/Jahr in den Erdmannwäldern, welches sich aus der Ausnutzung der vorhandenen Potenziale und einem Wechsel in der Revierleitung ergab. Durch die Baumartenvielfalt in den Erdmannwäldern konnte flexibler auf den Holzmarkt reagiert werden. Beispielsweise wurde statt Fichte und Kiefer, Lärche und Douglasie vermarktet, was die Lücke des Holzmarktes effizient ausfüllte und bessere Preise erlöste. Zum anderen wies das geerntete Holz in den Erdmannwäldern sowohl bei den Laub- als auch den Nadelbäumen bessere Qualitäten auf, welches zu entsprechend höheren Preisen verkauft wurde.

In den Krisenjahren wurde die Holznutzung außerhalb der Erdmannwälder überwiegend von den Schadereignissen bestimmt. Große Stürme und Orkane richteten nicht nur in den Wäldern der Betriebsklasse Hochwald, sondern auch in den Erdmannwäldern gleichermaßen Schäden an. Der Orkan Friederike hat im Jahr 2018 zu wesentlichen Schadmengen geführt. Sowohl in den Erdmannwäldern, als auch außerhalb.

Unterschiede wurden in der Folgereaktion der zwei verschiedenen Waldtypen deutlich:

Während außerhalb der Erdmannwälder im Folgejahr des Orkanes Friederike viele Fichten durch Borkenkäfer befallen wurden, konnte in den Erdmannwäldern eine höhere Resilienz, also Widerstands- und Anpassungsfähigkeit, beobachtet werden. So wurden hier 2019 wesentlich weniger Fichten durch rindenbrütende Käferarten befallen, als in der Betriebsklasse Hochwald, sodass geschädigte Fichte einen Anteil von weniger als 10 Prozent am Einschlag ausmachte. Im normalen Hochwald dagegen waren dies hingegen 65 Prozent. Dieser Unterschied hatte mehrere Gründe: Zum einen ist der Fichtenanteil und somit auch der Anteil der Wirtsbäume für die Käfer in den Erdmannwäldern geringer. Zum anderen ist die Fichte in den Erdmannwäldern zu großen Teilen mit anderen Baumarten gemischt, sodass nur selten ganze Bestände befallen werden. Gleichzeitig entstanden durch Mischbestände zum Teil so große Entfernungen zwischen den Wirtsbäumen, dass die Käfer diese weiten Wege nicht überwinden konnten und der Käferbefall aufgehalten wurde.    

Zusammenfassend konnten die Erdmannwälder Schadereignisse, trotz Sturmwurf, besser verkraften, sodass nahezu ein Normalbetrieb in Krisenjahren möglich war. Vor allem konnte durch die Baumartenvielfalt die Holznutzung flexibel gestaltet und der Holzmarkt optimal ausgenutzt werden. In Zukunft sollte der Waldumbau in strukturreiche und vielfältige Mischbestände weiterhin durchgeführt werden, um resiliente und klimastabile Wälder zu schaffen.

* Vergleich der Resilienz von vier Revierförstereien im NFA Nienburg in den Krisenjahren 2018-2020 unter Berücksichtigung der Betriebsklassen Erdmannshausen und Hochwald“ von Carolin Kemper

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