Forstliche Versuchsflächen

Angesichts der mit dem Klimawandel einhergehenden Unsicherheiten gibt es für den Waldumbau weder allgemeingültige Rezepte noch altbekanntes Lehrbuchwissen. Essentielle Grundlagen für die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für die forstliche Praxis liefern - neben wissenschaftlichen Experimenten – insbesondere langfristige betreute Versuchsflächen.

Die Anlage, Beobachtung und Auswertung derartiger Versuchsflächen war und ist eine zentrale Aufgabe des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) bzw. seiner Vorgängereinrichtungen. Im Land Brandenburg betreut das LFE zurzeit mehr als 2.000 derartige Versuchsflächen, von denen allein 823 Flächen im Landkreis Barnim liegen und hier vor allem im Bereich Chorin und Freienwalde.

Die Konzentration dieser Versuchsflächen ergibt sich nicht nur aus der örtlichen Lage des LFE, sondern auch aus dem hier vorhandenen geologischen Standortgradienten, der eiszeitlich geprägt von Grund- und Endmoränen im Norden bis zu den nährstoffarmen Sandern im Eberswalder Urstromtal und dem Barnimer Hochplateau im Süden reicht.

Einige der Versuchsflächen in dieser Region sind über 100 Jahre alt!

 

 

Welche Relevanz haben derartige Versuchsflächen, die unter anderen gesellschaftlichen und klimatischen Rahmenbedingungen angelegt wurden, für die heutigen Herausforderungen? Versuchsanlagen, die ursprünglich einer anderen Fragestellung folgten, können oft auch für die Beantwortung aktueller Fragestellungen genutzt werden. Viele der älteren Versuchsflächen wurden mit ertragsorientierten Zielsetzungen angelegt (z. B. Anbauversuche mit Alternativbaumarten oder Herkünften aus anderen Klimaregionen), können heute jedoch in Bezug auf ihre Resilienz und Anpassungsfähigkeit z. B. hinsichtlich neuen Schaderregern oder Trockenheit analysiert werden. Flächen, auf denen ursprünglich die Auswirkungen unterschiedlicher Durchforstungsstärken auf die Konkurrenzwirkung und Vitalität von Eichen untersucht wurden, sind aufgrund der auf ihnen natürlich ablaufenden Prozesse für die heutige ökologische Waldumbauforschung interessant - einem seit mehreren Jahrzehnten zentralen Thema der Eberswalder Forschung.

Ergänzend zu den historischen Versuchsflächen hat das LFE in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche neue Versuchsflächenserien eingerichtet. Diese Versuchsanlagen aus der jüngsten Vergangenheit orientieren sich direkt an aktuellen Fragestellungen der Forstpraxis zur Waldverjüngung und -entwicklung bei zunehmenden Witterungsextremen und ihren Folgeerscheinungen. So ermöglichen z.B. Versuchsanlagen Empfehlungen zum Eichen-Voranbau mit unterschiedlichen Begründungsverfahren bei zunehmender Frühjahrstrockenheit oder zeigen beispielhaft den Anbau seltener Baumarten wie Zerr-Eichen, Wild-Birnen (Stadtwald Eberswalde) oder Elsbeeren (Revier Breitefenn). Die breite Palette unterschiedlicher Zielstellungen reicht bis zu Selektionsversuchen zur Erhaltung der heimischen Esche angesichts des europaweiten Eschensterbens.

Anders als die meist monothematischen früheren Versuchsflächen werden die heutigen Versuche zunehmend multidisziplinär und mit einem breiten Methodenspektrum (z. B. Dendrochronologie, Laboranalytik, Bodenkunde, Fernerkundung, Modellentwicklung, usw.) durch die Mitarbeitenden des LFE konzipiert, bearbeitet und ausgewertet. Die durch das LFE institutionell gesicherte personelle und methodische Kontinuität ist Voraussetzung dafür, dass die Versuchsflächen des LFE auch in Zukunft eine zentrale Rolle für die Generierung von praxisorientiertem Wissen zum Waldumbau im nordostdeutschen Tiefland und zukünftigen - heute vielleicht noch unbekannten - Themenstellungen spielen können.

Besonders innovative Versuchsflächen zur Simulation von Durchforstungsvarianten sind die 1 ha großen sogenannten Marteloskope, die Biosphärenreservatsverwaltung und HNEE im Choriner Wald eingerichtet haben.

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