ERDMANNWÄLDER – SO GEHT VIELFALT!
Die Erdmannwälder in der Mitte Niedersachsens
Was vor 130 Jahren begann, zeigt heute einen Weg in die Zukunft mit klimastabilen Wäldern.
Die heutigen Erdmannwälder liegen in 12 Waldgebieten rund 40 Kilometer südlich von Bremen zwischen den Kleinstädten Sulingen und Bassum. Sie gehören zum Forstamt Nienburg der Niedersächsischen Landesforsten.
1892 übernimmt Friedrich Erdmann die damalige Oberförsterei Neubruchhausen. Große Flächen kränkelnder Kiefern aus Erstaufforstung von Heide findet er vor. Die „Wurzelfäule“, wie man damals sagt, ist lokal begrenzt aber in der Dimension vergleichbar mit der aktuellen Waldkrise, die sich in den enormen Waldschäden insbesondere bei der Fichte europaweit zeigen.
Oberförster Erdmann geht einen eigenen unkonventionellen Weg zur Lösung der Probleme in den ihm anvertrauten Wäldern: Er lässt seine Revierförster und Waldarbeiter die kranken Kiefern aus den Wäldern herausschlagen und fördert damit und durch die händische Anlage von Saat- und Pflanzstreifen die Umwandlung der unzersetzten Nadelstreu (Rohhumus) in wertvollen Waldhumus.
Mit seiner Gabe, die Natur zu beobachten und zu erforschen, entwickelt er die Idee eines „Waldbaues auf natürlicher Grundlage“. Buchen, Eichen, Weißtannen, Douglasien, Fichten und Lärchen aber auch Besonderheiten wie Esskastanie oder Orientalische Buche lässt er in Mischung auf großer Fläche säen und pflanzen.
Der Buche gilt dabei sein besonderes Interesse:
„… ein Wald in dem die Buche den Grundbestand bildet, ist die beste und wertvollste Grundlage des Mischwaldes …“
In Zeiten des Klimawandels müssen wir unsere Wälder als derzeit gestresste Langzeitindikatoren betrachten. Vorsorgender Waldumbau wie Erdmann ihn tätigte, ist mit Blick in die Zukunft eine enorme Herausforderung.
Die Erdmannwälder zeigen eindrucksvoll, dass der von ihm und seinen Nachfolgern betriebene aktive Umbau naturferner Wälder in Verbindung mit der Förderung ihrer eigendynamischen Entwicklung vorteilhafter ist, als sich auf die Regenerationskräfte der Natur allein zu verlassen. Die Intensivierung des Waldumbaus wird damit absehbar zu einem entscheidenden Schlüssel für die langfristige Sicherung der vielfältigen Waldfunktionen im Klimawandel - zum Wohle unserer Gesellschaft und der Umwelt.
Ein neuerlicher Waldumbau soll im Mittelpunkt der Aktivitäten zum Waldgebiet des Jahres 2022 stehen: das Erdmannprojekt 2030. Gemeinsam mit Partnern und Förderern sollen bis zu fünfzig Hektar Kiefern- und Fichtenwälder im Forstamt auf den Weg in eine sichere Zukunft gebracht werden.
Der Erhalt und die Verbesserung der Biodiversitätsind seit Jahrzehnten ein zentrales Element der Arbeit in den Erdmannwäldern. Schon Erdmanns großflächigen Saaten von Buche auf den ihr angestammten aber vom Menschen devastierten Flächen belegen das Streben nach größerer Naturnähe. Seitdem sind viele Trittsteine der Biodiversität in den Erdmannwäldern dazugekommen.
Das Rückgrat der Waldpädagogik im Forstamt ist das Waldpädagogikzentrum Hahnhorst. Mitten im größten Wald, dem sogenannten Hauptrevier, gelegen, bietet es seit gut 55 Jahren optimale Möglichkeiten Waldumweltbildung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu betreiben.
Wer die Erdmannwälder erlebenmöchte, kann dies seit Mai 2020 auf dem 78 Kilometer langen Erdmann-Radweg tun. Er zeigt die Erdmannsche Waldwirtschaft, diverse Projekte, landschaftliche Eigenheiten und bemerkenswerte Bäume.
All das wurde und wird möglich durch Forstleute, die seit 130 Jahren den Leitgedanken des „Waldbaus auf natürlicher Grundlage“ umsetzen und sich für den Wald engagieren.
Erdmannwälder sind heute, nach 130 Jahren auf der Höhe der Zeit und können einige Antworten auf hochaktuelle Zukunftsfragen rund um den Wald geben.
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